DER RECHTE RAND: Junge Union auf Abwegen
Die Junge Union (JU) hoffte die „Sache“ aussitzen zu können. Der Hamburger Bürgerschaftsabgeordnete Andy Grote (SPD) will trotzdem wissen, „wie eng die Beziehungen zwischen JU und rechtsextremen Kreisen“ sind. Vor knapp drei Wochen bestätigte der Chef des JU-Bezirks Hamburg-Mitte, Nikolaus Haufler, der taz, ein Seminar mit Felix Menzel veranstaltet zu haben. Menzel ist Mitinitiator der „Konservativ-Subversiven Aktion“ (KSA), einer Gruppe selbsterklärter Intellektueller aus dem Spektrum der „Neuen Rechten“. Auch gehört er der Schülerburschenschaft „Pennale Burschenschaft Theodor Körner“ an. Dieser attestierte der sächsische Verfassungsschutz bereits „rechtsextremistische Bestrebungen“. Am Dienstag nun fragte die Hamburger Bild: „Wie rechts ist die JU?“
Der Anlass für solche Fragen liegt länger zurück. Am 18. Juni hatte der christdemokratische Nachwuchs zu einem Seminar ins Ludwig Erhard Haus geladen. Unter dem Motto „Mit gleichen Waffen zurückschlagen“ habe Menzel dabei die KSA vorgestellt, sagte Haufler später der taz. Der Abend wäre nicht Dabeigewesenen beinahe unbemerkt geblieben, hätte Menzel nicht gut drei Monate später auf dem von ihm verantworteten Online-Portal „Blaue Narzisse“ geschrieben: „JU Hamburg lässt sich von KSA inspirieren“. JU-Mitglieder hatten am 19. September eine Veranstaltung zur vermeintlichen Einführung der „Einheitsschule“ gestört – und Menzel, räumte Haufler später ein, habe bei der JU „einen theoretischen Vortag über Protestaktionen“ gehalten.
Mit einer kleinen Anfrage an den Senat will der SPD-Abgeordnete Grote jetzt erfahren, ob für das Seminar im Juni „finanzielle Zuwendungen“ geflossen sind – und ob gar noch weitere Veranstaltungen der JU mit der KSA stattfanden.
JU-Landeschefin Ina Diepold versichert derweil: „Wir besprechen den Vorfall.“ Über „Konsequenzen“ allerdings werde nicht nachgedacht.
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