piwik no script img

Wischnath wehrt sich

Cottbuser Superintendent erhebt im Streit um Stasi-Überprüfung schwere Vorwürfe gegen Landeskirche

BERLIN dpa ■ Im Konflikt zwischen dem Cottbuser Generalsuperintendenten Rolf Wischnath und der Kirchenleitung ist keine Lösung in Sicht. Es sei der erste Fall in der evangelischen Kirche „seit 1945, dass gegen einen leitenden Mitarbeiter seit Jahren ermittelt wird hinter seinem Rücken“, sagte Wischnath gestern in Potsdam. Seit langem hätten zahlreiche Amtsträger von den Stasi-Vorwürfen gegen ihn gewusst, ohne ihm etwas davon zu sagen, und ihn „geschnitten“.

„Ich habe die Kommunikation nicht verweigert“, betonte Wischnath und wies damit Vorwürfe von Bischof Wolfgang Huber zurück. Wischnath will nach eigenem Bekunden an der Sitzung der Kirchenleitung an diesem Freitag in Berlin teilnehmen und kündigte an, er lasse in der Sache rechtliche Schritte unter anderem gegen Konsistorialpräsident Uwe Runge prüfen. Landesbischof Huber verurteilte das Verhalten des Theologen als „unverantwortlich“. Wischnath verschärfe mit seinen Äußerungen die Lage, entziehe sich aber einem Gespräch, erklärte Huber in einem „Wort an die Gemeinden“.

Wischnath trete mit Erklärungen an die Öffentlichkeit, „die mit der Wahrheit nicht vereinbar sind“, so Huber. Ihm zufolge wurde die Leitung der Landeskirche im vorigen Sommer über „Hinweise“ informiert, dass der Westdeutsche Wischnath in den Akten der DDR-Stasi unter dem Decknamen „IM Theologe“ geführt worden sei. Daraufhin sei es die Pflicht der Kirchenleitung gewesen, die Stichhaltigkeit dieser Hinweise zu prüfen. Das Auftauchen in der IM-Kartei bedeute aber nicht zwingend, dass der Betroffene die Stasi bewusst belieferte.

Links lesen, Rechts bekämpfen

Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen