geldgeschäfte der haspa: Ehrenkodex gesucht
Es ist leicht, anlässlich der Haspa-Machenschaften auf die Skrupellosigkeit von Bankberatern hinzuweisen, die serienweise Lehman-Zertifikate als vermeintlich sichere Geldanlage unter die Leute brachten. Wohlfeil auch, ihre Gier und Ignoranz zu geißeln, was den Umgang mit dem Geld anderer Leute betrifft. So richtig solche Vorwürfe wären: Sie greifen zu kurz.
KOMMENTAR VON PETRA SCHELLEN
Der eigentliche Skandal ist, dass die Haspa – und dies ist nur ein Beispiel – vorsätzlich ältere Menschen unseriös beraten hat und damit erfolgreich war. Kein Zufall auch, dass sich diese Methode für die Bänker schon deshalb rechnet, weil es immer mehr Senioren gibt – und somit potenzielle Opfer.
Gerade bei älteren Menschen ist das Scheitern in Sachen Geldanlage mit großer Scham verbunden: Kaum jemand gibt gern zu, dass er getäuscht wurde, weil er – altersbedingt – nicht so schnell schaltete wie der smarte Berater. Oder weil er zu eingeschüchtert war, um Fragen zu stellen. Angesichts dessen wäre es schon erfreulich, wenn es in Hamburg zu einer Sammelklage käme, die den Geschädigten zeigte: Du bist nicht allein.
Mittelfristig wird es aber nötig sein, Senioren gerade im Finanzsektor zu schützen – vor ihrer eigenen Gutmütigkeit und Hilflosigkeit. Ein erster Schritt wäre hier ein entsprechender Ehrenkodex der Banken.
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