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Niedersachsen will bei Knirpsen aufholen

In den kommenden fünf Jahren soll die Zahl der Betreuungsplätze in Krippen und bei Tagesmüttern um 45.000 erhöht werden. SPD und Grüne fürchten, dass die Kosten für die Eltern um rund 500 Euro pro Jahr und Kind steigen werden

Niedersachsen will die Zahl der Betreuungsplätze in Krippen und bei Tagesmüttern bis 2013 um 45.000 auf 62.000 erhöhen. Das Land wolle seine „schlechte Position im Länderranking, unter der wir immer gelitten haben, abgeben“, sagte Ministerpräsident Christian Wulff (CDU) nach der Einigung mit den kommunalen Spitzenverbänden am Dienstag in Hannover.

Jedem dritte Knirps unter drei solle ein Platz in einer Krippe oder in der Tagespflege zur Verfügung stehen. Zurzeit reicht das Angebot nur für 6,9 Prozent der Kleinkinder. Ob jedoch wie angekündigt alle drei Kindergartenjahre gratis werden, sei wegen der Finanzkrise unklar, betonte Wulff. Bund, Länder, Kommunen und Eltern kommen für die Betreuung der Kleinsten zu je etwa einem Viertel auf. Während der Bund vor allem für Investionen gerade steht, bringt Niedersachsen allein für die Betriebskosten bis 2013 rund 456 Millionen Euro auf.

Der Krippenausbau werde für die Eltern teuer, kritisierte die Opposition. „Im Durchschnitt kommen auf Eltern Mehrkosten von rund 500 Euro pro Jahr und Kind zu“, sagte die SPD-Bildungsexpertin Frauke Heiligenstadt. Während Niedersachsens Väter und Mütter derzeit durchschnittlich rund 20 Prozent der Betriebskosten in Höhe von 9.600 Euro im Jahr für einen sechsstündigen Krippenaufenthalt zahlen müssten, wären es künftig rund 25 Prozent. Es sei „schlimm genug“, schimpft Heiligenstadt, „dass Niedersachsen Schlusslicht bei der Betreuungsquote ist, aber jetzt werden die Eltern dafür auch noch zusätzlich zur Kasse gebeten“.

Die höheren Elternbeiträge schreckten gerade Geringverdiener ab, sagte Grünen-Fraktions-Vizin Miriam Staudte. „Krippenplätze nur für Doppel- und Besserverdienende vorzuhalten, reicht nicht.“ Die Höhe der Beiträge liege in der Hand der Kommunen, betonte Wulff. Derzeit ist die Versorgung mit Krippenplätzen in Niedersachsen sehr unterschiedlich. Im Landkreis Cloppenburg liegt die Quote bei 2,3 Prozent, in der Stadt Hannover bei 51 Prozent.

In Lüneburg sind es 350 Plätze oder 18 Prozent, sagt Bürgermeister Ulrich Mägde (SPD). „Wir wissen, dass die Kinderbetreuung ein Wettbewerbsvorteil ist“, betont Mädge, der auch dem niedersächsischen Städtetag vorsitzt. In seiner Amtszeit habe sich die Zahl der Einwohner auch wegen der guten Betreuungsmöglichkeiten stark erhöht, „nämlich von 1990 rund 62.000 auf heute 72.000“. KAI SCHÖNEBERG

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