piwik no script img

Anklage im Fall Jakob

Frankfurter Staatsanwaltschaft wirft Jurastudent Mord aus Habgier an elfjährigem Bankierssohn vor

FRANKFURT/MAIN taz ■ Gestern Vormittag hat die Staatsanwaltschaft Frankfurt Anklage gegen den 27-jährigen Jurastudenten Magnus G. erhoben. Er hatte gestanden, am 27. September 2002 den elfjährigen Bankierssohn Jakob von Metzler entführt und getötet zu haben. Oberstaatsanwalt Rainer Schilling wirft ihm vor, heimtückisch und aus dem niederen Beweggrund der Habgier gemordet zu haben. Er habe den Jungen zur Verdeckung der Straftat einer Erpressung umgebracht, nachdem er ihn auf dem Heimweg von der Schule abgefangen und in seine Wohnung gelockt hatte.

Magnus G. hatte versucht, von den Eltern noch nach dem Tod des Kindes eine Million Euro Lösegeld zu erpressen. Außerdem habe er, um sich selbst zu schützen, fälschlich drei Menschen der Tat beschuldigt und sei ein Dieb, der auf Partys gestohlen habe. Ein psychiatrischer Gutachter hatte dem Beschuldigten zwar erhebliche Persönlichkeitsstörungen bescheinigt, ihn aber für schuldfähig gehalten.

Die Anklageerhebung erfolgte am selben Tag, an dem Magnus G. seine erste mündliche Prüfung zum juristischen Staatsexamen ablegen konnte. Oberstaatsanwalt Schilling betonte, auch für ihn gelte bis zum Urteil die Unschuldsvermutung. Vorwürfe, dass G. von zwei Polizisten, gegen die wegen Aussageerpressung ermittelt wird, zum Geständnis genötigt worden sei, wies er zurück. Mit Gewalt sei G. nur gedroht worden, um den Aufenthalt des Jungen zu erfahren, in der Hoffnung, ihn noch lebend wiederzufinden. Zur Tat selbst habe Magnus G. erst später in richterlichen Vernehmungen ausgesagt. Der Prozess, zu dem 35 Zeugen geladen sind, wird voraussichtlich in der zweiten Aprilwoche beginnen. HEIDE PLATEN

meinung und diskussion SEITE 12

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen