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berliner szenen Leuchtbuchstaben weg

Kein Forum Hotel mehr

Da zieht man nach acht Jahren Berlin endlich in eine Wohnung mit lang ersehntem Blick auf den Fernsehturm – und was passiert? Kurz darauf ist der schöne, rot leuchtende Schriftzug auf dem „Forum Hotel“ verschwunden, der zum Fernsehturm gehörte wie der Deckel zum Topf. Das Forum Hotel heißt jetzt „Park Inn“, bald soll es einen neuen Schriftzug bekommen, „Park Inn Berlin Alexanderplatz“, sagt die nette Pressedame am Telefon. Aber rot wird er nicht mehr sein, entschuldigt sie sich. Im Fax, das sie schickt, steht, dass „am 24. 2. in der Zeit zwischen 8 und 12 Uhr die einzelnen Buchstaben mit einem Sattelschlepper angeliefert werden. In den darauf folgenden Tagen werden die 3,85 m bis 6 m hohen Buchstaben montiert“.

Junge Menschen aus Ostdeutschland kommen uns in unserer neuen Wohnung besuchen, schauen Richtung Alexanderplatz und bekommen fast feuchte Augen bei diesen neuen Aussichten. Ein Wahrzeichen der Stadt, mindestens genauso wichtig und genauso schön hässlich wie das Haus des Lehrers, die Weltzeituhr, das Centrum-Warenhaus, also der Kaufhof heute, der Brunnen der Völkerfreundschaft. Die jungen Ostdeutschen leben noch nicht lang genug in Berlin. Sie wissen nicht, dass es keinen Grund zur Ostalgie gibt. Dass das zweitgrößte Hotel Berlins mit seinen 1.006 Zimmern und 37 Etagen „Interhotel“ hieß, als es 1970 eröffnet wurde, dann „Hotel Stadt Berlin“ und erst seit 1992 „Forum Hotel“.

Vielleicht sollte man sich einfach nicht so anstellen. Womöglich wird das Hotel sowieso abgerissen und durch zehn höhere, schickere Hochhäuser ersetzt. Das ist der Gang der Dinge. Das Alte muss dem Neuen weichen und irgendwann wird man auch den neuen „Park Inn“-Schriftzug vermissen. SUSANNE MESSMER

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