: HSH-Nordbank checkt Batterie
Die Landesbank für Hamburg und Schleswig-Holstein prüft, ob sie das Rettungspaket der Bundesregierung in Anspruch nehmen will. Die Entscheidung fällt diese Woche jedoch nicht mehr
VON GERNOT KNÖDLER
Die HSH Nordbank prüft, ob sie das Rettungspaket der Bundesregierung in Anspruch nehmen soll. „Vor dem Ende dieser Woche wird keine Entscheidung darüber fallen“, sagte indes Banksprecher Rune Hoffmann am Donnerstag. Mit Hilfe des Rettungspakets von 500 Milliarden Euro will die Bundesregierung den Kreditkreislauf wiederbeleben: 400 Milliarden Euro stehen bereit, um Kredite abzusichern, die sich die Banken untereinander gewähren. Mit bis zu 80 Milliarden Euro ist Berlin zudem bereit, sich an Banken zu beteiligen.
Die HSH Nordbank gehört zu 30 Prozent der Stadt Hamburg, zu 29 Prozent dem Land Schleswig-Holstein, zu rund 15 Prozent den schleswig-holsteinischen Sparkassen und zu rund 25 Prozent privaten Beteiligungsgesellschaften. Nur wenige Banken, überwiegend Landesbanken, haben sich bisher aus der Deckung gewagt, und öffentlich erwogen, das Rettungspaket zu nutzen. Die HSH Nordbank hat Anfang der Woche sogar dafür geworben, dass alle Landesbanken die Staatsgarantien in Anspruch nehmen sollten, ist damit aber bei einigen Instituten auf Ablehnung gestoßen.
Neben der Landesbank Baden-Württemberg teilte die Nord LB mit, dass sie keine Unterstützung benötige und wolle. Die Nord LB ist die Landesbank Niedersachsens und Sachsen-Anhalts. Außerdem fungiert sie als Zentralbank der Sparkassen in den beiden Bundesländern sowie in Mecklenburg-Vorpommern. Anders als die HSH Nordbank kann sich die Nord LB aus dem Geschäft mit den Sparern refinanzieren. Das derzeit grassierende Misstrauen zwischen den Banken hat für sie weitaus geringere Folgen als für die HSH Nordbank: Diese muss sich ihr Geld am Kapitalmarkt besorgen.
Die Eigentümer der Nordbank stärkten deren Eigenkapital im Frühjahr mit zwei Milliarden Euro. Ein Börsengang, mit dem die HSH Nordbank in diesem Jahr den Geldzufluss verbessern wollte, scheiterte an der Finanzmarktkrise und ist erstmal auf unbestimmte Zeit verschoben worden.
Das Rettungspaket würde der HSH helfen, im Geschäft zu bleiben: Die Finanzmarktkrise hat das Instititut härter getroffen als zunächst erwartet. Anfang des Monats gab die Bank bekannt, im dritten Quartal dieses Jahres weitere 500 Millionen Euro abschreiben zumüssen. Allein 120 Millionen davon resultierten aus dem unerwarteten Zusammenbruch der US-Bank Lehman Brothers. Bereits im ersten Halbjahr hatte die Bank allerdings 500 Millionen Euro abschreiben müssen, was ihren Gewinn auf 129 Millionen schmälerte. Zusammen mit den Wertberichtigungen aus dem vergangenen Jahr muss die HSH Nordbank krisenbedingt insgesamt 2,3 Milliarden Euro abschreiben.
Hatte der Vorstandsvorsitzende Hans Berger bei der Halbjahrespressekonferenz Anfang September noch einen Jahresgewinn von 400 Millionen Euro in Aussicht gestellt, dürfte es damit nun vorbei sein. Schleswig-Holsteins Finanzminister Rainer Wiegard (CDU) hat sich schon darauf eingestellt, keine Dividende aus der Nordbank-Beteiligung verplanen zu können. In Hamburg fließt die Dividende an die Beteiligungsholding HGV und den Hamburgischen Versorgungsfonds, eine Pensionskasse für die ehemaligen Mitarbeiter öffentlicher Unternehmen. Diese, hieße es aus der Finanzbehörde, „wäre in der Lage, einen Dividendenausfall im Rahmen ihres Jahresabschlusses aufzufangen“.
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