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Ortstermin: In der Computerspiel-Liga ballern ProfisDie mörderische Spielwiese

Würde man nicht die schwerbewaffneten Killer über die Leinwand huschen sehen, man könnte meinen, es würde über ein Fußballspiel gefachsimpelt: Von „Eins-zu-eins-Situationen“ ist die Rede, von Spielern mit defensiver Taktik, die gut gestanden haben und dann befreit aufspielen. Die mehr als 1.000 Zuschauer sind aber für keine Fußballübertragung ins Congress-Centrum Hamburg gekommen: Die Computerspiel-Bundesliga gastiert in der Stadt.

Bei den Friday Night Games der „Electronic Sports League“ messen sich die besten deutschen Spieler in einer Fußballsimulation und zwei so genannten Ego-Shootern, bei denen der Spieler die Perspektive eines Kämpfers einnimmt. Man nehme ein paar bunte Scheinwerfer, eine Rauchmaschine, ein paar Computer und eine große Leinwand – schon kann das Spektakel losgehen. Das Publikum ist jung und männlich, kaum jemand ist älter als 25. Wenige Männer haben ihre Freundinnen mitgeschleppt. Den jungen Frauen sieht man an, dass sie sich einen schöneren Freitagabend hätten vorstellen können.

In der Disziplin „Counter Strike“ attackieren sich zwei Teams mit Messern und Maschinengewehren. Jeder spektakuläre Mord wird vom Publikum mit Applaus honoriert. Wenn eine Gruppe das gegnerische Team ausgelöscht hat, ist die Runde gewonnen und der Kampf geht weiter.

Trotz des mörderischen Spielvergnügens ist die Stimmung nicht aggressiv. Die besten Spieler verdienen so gut, dass sie ihr Hobby zum Beruf machen konnten. „Über Geld spricht man nicht,“ sagt ein professioneller „FIFA“-Spieler. Für den Deutschen Meister gibt es am Ende der Saison 165.000 Euro.

Die Profis sind äußerlich nur durch ihre Trikots von den Fans zu unterscheiden. Sie entsprechen nicht dem Klischee des Computer-Nerds mit Brille und Pickeln, sondern sind schüchterne und unauffällige Normalos. Nur die etwas ungesunde Körperhaltung lässt bei einigen vermuten, dass sie es mit dem Training am Computer etwas zu ernst genommen haben.

Vor den Wettkämpfen lächeln die Spieler kurz ins Publikum, den meisten ist die Aufmerksamkeit aber unangenehm. Sie sind sichtlich erleichtert, als sie sich hinter ihre Bildschirme setzen dürfen. Richtig Stimmung kommt bei den Fans nicht auf. Tief in ihren Sesseln versunken starren sie auf die große Leinwand, auf der die Kämpfe übertragen werden.

Bisher hat der Deutsche Olympische Sportbund den Elektronischen Sport nicht als Sportart anerkannt. Computerspielen sei als Sport unterbewertet, sagt ein Zuschauer, der selbst seit einigen Jahren „FIFA“ spielt: „Es kommt schließlich auf Taktik, Beweglichkeit und Reaktionsschnelle an.“ Die Wettkämpfe sind massentauglich. Allein in der „Electronic Sports League“ sind knapp 900.000 Spieler organisiert. Zum Vergleich: Im Deutschen Schwimm Verband sind es nur etwa 600.000 Menschen.    ROBIN RIEPRICH

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