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Auf allen Kanälen

Glückwunsch: Trotz Medienmisere senden Deutschlandradio und Deutschlandfunk auch im zehnten Jahr munter und erfolgreich weiter

von RAINER BRAUN

Bei den andauernden Kontroversen um die Höhe der Rundfunkgebühren und die Senderreform bleiben Deutschlandradio und Deutschlandfunk außen vor. Das liegt nicht daran, dass vorlaute Politiker den „Kindern der Einheit“ durch vornehme Zurückhaltung gratulieren möchten: Im Vergleich zu den Kulturwellen der Landesrundfunkanstalten lesen sich die bundesweiten, werbefreien Programme wie eine anhaltende Erfolgsstory.

Während die merkwürdige Koalition der Ministerpräsidenten Milbradt (CDU), Stoiber (CSU) und Steinbrück (SPD) gleich ein gutes Dutzend ARD-Radios abgeschaltet und die Kulturkanäle 3sat und Arte zusammengelegt sehen möchte, blieben die beiden Hörfunkprogramme in Berlin und Köln von realitätsfernen Überlegungen verschont.

Diese Zurückhaltung kommt nicht von ungefähr. Als „qualitativ anspruchsvoll“ bewerten laut der jüngsten Emnid-Umfrage unter 548 Politikern, Managern und Journalisten immerhin 66 Prozent der Befragten die beiden Programme. Überregionalen Tageszeitungen attestierten dies nur 65 Prozent, mit deutlichem Abstand folgten ARD (49 Prozent) und ZDF (46 Prozent). Die Reputation der Kultur- und Informationsprogramme ist nicht nur unter Politikern groß, der Zuspruch mit 8,5 Millionen regelmäßigen Hörern beachtlich. Zehn Jahre nach dem Sendestart am 1. 1. 1994 kann sich die Chronik vom Deutschlandradio durchaus sehen lassen. Denn wo die beiden Programme gut zu empfangen sind – wie in Berlin, Hamburg oder Teilen von Sachsen – werden Marktanteile von 2,5 bis über 4 Prozent erreicht. Per Saldo ist das eine Verdoppelung der Hörerschaft in sieben Jahren, die sich nicht zuletzt aus der stetigen Zuteilung weiterer Frequenzen erklärt.

Auf weitere Zuwächse darf der versierte Senderchef Ernst Elitz schon deshalb hoffen, weil sich besonders die Länderchefs von Sachsen, Bayern und NRW dafür stark machen. Denn nach wie vor ist ein flächendeckend guter Empfang bundesweit nicht die Regel. Was wiederum erklärt, warum immerhin 400.000 Internetnutzer Deutschlandradio per Live-Stream hören. Zugleich ist das Publikum mit durchschnittlich 54 Jahren jünger als die Klientel von CNN oder ZDF.

Voraussehbar war diese positive Entwicklung bei der Gründung nicht unbedingt. Schließlich sollten aus dem Deutschlandfunk, dem in Berlin und dem Umland populären Rias (Rundfunk im amerikanischen Sektor) und DS Kultur nicht nur drei etablierte Sender neugeordnet werden. Das hieß für viele Hörer Abschied nehmen von lieb gewonnenen Radiogewohnheiten, für die MitarbeiterInnen bedeutete es neue Herausforderungen. Unter dem Dach von ARD und ZDF wurde der Kölner Deutschlandfunk (Wortanteil: 70 Prozent) reformiert und Deutschlandradio Berlin (Wortanteil: 50 Prozent) als Kulturprogramm neu gegründet. Die Belegschaft wurde geräuschlos und sozialverträglich von rund 1.800 auf 710 Mitarbeiter gesetzlich – wie der Etat – festgeschrieben. Ein Teil der Beschäftigten ging in den Vorruhestand, Rias-TV ging im Fernsehen der Deutschen Welle auf.

Ein Jahrzehnt später sind die Blessuren der politisch gewollten Zangengeburt vergessen und die beiden Wellen fest etabliert. Anders als anderswo werden in Köln und Berlin die Programme leise und behutsam optimiert – ohne damit trendgemäß auf eine Reduzierung des Wortanteils zu setzen oder über knappe Kassen zu lamentieren. Der Anteil von Eigenproduktionen im Hörfunk bei Erstausstrahlungen ist mit über 70 Prozent sehr hoch. Zugleich wurde stets darauf geachtet, dass über die stattliche Anzahl von Koproduktionen mit ARD-Radios das eigene Profil gewahrt blieb. Inseln der Seligen sind die Funkhäuser in Köln und Berlin dennoch nicht. Seit 1996 wurde immerhin jede vierte Planstelle gekürzt.

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