piwik no script img

keine nickeligkeitRevolverladen

Es ist keine bedauerliche Mobbing-Aktion, keine Bagatelle unter KollegInnen, wie Polizei und Justiz es nahelegen wollen. Das Aufhängen einer Hagener Polizeibeamtin an den sogenannten „Frauenparkplatz“, einem Haken im Büro, ist eine gezielt frauenfeindliche Aktion und hat mit alltäglichen Büro-Nickeligkeiten nichts zu tun. Eine Frau sollte in dem männerdominierten Ordnungsbetrieb lächerlich gemacht werden, ihr sollte endlich bewußt werden, wer in dem Revolverladen das Sagen hat.

KOMMENTAR VONANNIKA JOERES

Fast jede hat mit dem alltäglichen Chauvi-Terror auf der Wache zu kämpfen: Eine mit Frauen besetzte Streife heisst im Kollegen-Jargon „Hühnerhaufen“, beim Nachtdienst glotzen die Herren Pornos, tagsüber erzählen sie Frauenwitze. Viele Frauen lachen Wohl oder Übel mit und schweigen, wenn die Kollegin dran ist. Sie befolgen die männlichen Spielregeln um nicht das nächste Opfer zu sein.

Der gestrige Prozess ist typisch für den Umgang der Justiz mit Sexismus in Behörden: Die Anklage auf „Körperverletzung im Amt“ wurde zu Mobbing bagatellisiert, die traumatisierte Klägerin nicht ernst genommen. Das passt zur Linie des Innenministeriums. Es will Psychoterror auf den Polizeiwachen lieber „intern“ klären, als ihn in einem rechtsstaatlichen Prozess zu beurteilen. Im schlimmsten Fall endet diese Linie im Selbstmord der terrorisiserten Frauen, für den sich auch die Münchener Polizeibeamtin Silvia Braun nach jahrelanger Erniedrigung entschieden hatte.

Links lesen, Rechts bekämpfen

Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen