fundgrube: Berliner Nachtmützen
Gewusst wo
Franz und ich können kein Bett miteinander teilen. Zu seinem Entsetzen heize ich nämlich das Schlafzimmer und nächtige bei geschlossenem Fenster, weil ich mich mit jedem kühlen, den Kopf streifenden Luftzug flugs erkälte.
Nun fahre ich bald in das Vereinigte Königreich, das mir neben Fish & Chips und warmem Bier vor allem laue Heizungen und undichte Fenster verdrießlich in Erinnerung ruft. Sollte ich wieder am „High Table“ sitzen, mitleidige „Bless you“ empfangen und fortwährend verlegen schniefen, um nicht mit dem Lüpfen eines Papiertaschentuches hochgezogene Augenbrauen bei den Fellows zu riskieren? Eine Nachtmütze muss her.
Nur, wo gibt es das, was die Großvätergeneration regelmäßig trug? „Frag doch im Hutladen“, riet man mir. Dort meinte frau einigermaßen überrascht, wieso ich mir eine Nachtmütze nicht selbst nähen könnte. Kurzerhand log ich: „Sie haben ja Recht“, und eilte ins KaDeWe, zunächst zur Herrenunterwäsche. Die hilflose Verkäuferin schickte mich in die Kurzwarenabteilung. Wieder nichts. Zuletzt war ich sogar bei der Damenunterwäsche, schließlich ist heute alles Unisex, doch hier gibt es nur Nachtjacken.
Abends befragte ich die Kristallkugel der Gegenwart. Bei eBay war aber nur das Relikt einer Hochzeitsnacht mit aufgestickten Störchen (sic!) erhältlich. Also gab ich „Nachtmütze Berlin“ in die Suchmaschine ein – und wurde fündig: Der Irish-Berlin-Shop, ein Laden mit Produkten der grünen Insel, bietet welche an, wahlweise mit grünen oder blauen Streifen, für 8,95 Euro.
Für mich kam dieser Hinweis zu spät. Den Ladenschluss vor Augen hatte ich mich bereits für ein schneeweißes Basecap entschieden. Falschrum aufgesetzt schützt es ausreichend vor Zugluft, und die englischen Nachtgefährten finden das bestimmt auch sportiver. MIKAS
Irish-Berlin-Shop, Große Hamburger Str. 36 a, Berlin-Mitte, www.irish-berlin.de
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