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Gut, mal drüber geredet zu haben

Erstmals treffen HU-Studierende von der bedrohten Agrarfakultät Wowereit und Flierl – ohne rechtes Ergebnis

Jürgen Mlynek war sichtlich genervt. „Die Autonomie der Hochschulen ist nicht in Frage gestellt“, verkündete der HU-Präsident im Vorbeigehen und hastete aus dem Roten Rathaus. Die Studenten waren zufrieden. „Die Scheinheiligkeit, mit der er arbeitet, wurde gut aufgedeckt“, fand Heike Delling, Präsidentin des HU-Studierendenparlaments. Den Studenten von der Landwirtschaftlich-Gärtnerischen Fakultät (LGF) war es erstmals gelungen, mit dem Regierenden Bürgermeister Klaus Wowereit direkt zu verhandeln. Vier Studentenvertreter und zwei Professoren der von der Schließung bedrohten Fakultät trafen sich gestern mit Wowereit, Wissenschaftssenator Thomas Flierl und HU-Präsident Mlynek zu einer Sitzung im Rathaus. Konkrete Ergebnisse gab es jedoch keine. Immerhin betonten alle Beteiligten, wie wichtig die Agrarwissenschaften für Berlin seien.

„Es wurde nicht geklärt, ob die Fakultät erhalten bleibt“, sagte der Dekan der LGF, Uwe Jens Nagel, nach der eineinhalb Stunden langen Besprechung. „Von Seiten des Präsidiums wird die Zukunft der Agrarwissenschaften wenigstens nicht mehr in Frage gestellt.“ Präsident Mlynek hatte angekündigt, die LGF zu schließen und durch einen Studiengang für „Lebenswissenschaften“ zu ersetzen. Erst am Wochenende hatten etwa 2000 Studenten vor dem Brandenburger Tor gegen die Schließung protestiert.

Wie die Wissenschaftsverwaltung mitteilte, machte Mlynek gestern Zugeständnisse an die Fakultät. Er schlug vor, Teile der LGF in einen neuen Bereich „Lebens- und Agrarwissenschaften“ zu integrieren. 13 Stellen für Professoren sollen erhalten bleiben. Den Studenten und ihren Professoren geht das nicht weit genug. Sie wollen mindestens 17 Professorenposten erhalten. Das sieht das von der Fakultät erarbeitete Sparkonzept vor. Über die beiden konkurrierenden Konzepte, das von Mlynek und das der LGF, wird in den nächsten Tagen in den Gremien der HU entschieden – morgen im Konzil der HU, eine Woche später im Uni-Senat.

„Der Bürgermeister war auf jeden Fall nicht gegen die Landwirtschaftlich-Gärtnerische Fakultät“, urteilte LGF-Dekan Nagel. Wowereit und Flierl hätten sich in der Sitzung völlig neutral verhalten. Die Studenten schlugen Wowereit die Einrichtung eines runden Tischs zur Diskussion über die Kürzungen an den Unis vor. „Er war nicht abgeneigt“, sagte Heike Delling, eine der StudentInnen, die an der Besprechung teilgenommen hatten. Die Studenten wollen demnächst Wowereit schriftlich zum runden Tisch einladen.

„Sie sind noch sehr träge“, meinte Delling über Flierl und Wowereit. Flierl habe versucht, die Zukunft der Agrarwissenschaften zu einem Thema für alle drei großen Unis zu machen. Nach seinen Vorstellungen sollen FU, HU und TU über eine Kooperation auf diesem Gebiet nachdenken. Sonst waren die Studenten mit dem Gespräch im Rathaus zufrieden. „Es ist wichtig zu sehen, dass es Interesse an der Zukunft der LGF gibt“, sagte Delling. „Es war nicht zu erwarten, dass hier die Rettung der Fakultät beschlossen wird.“ BERNHARD HÜBNER

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