WOCHENÜBERSICHT: KINDERHORT: Wondraschek sucht nach den schönsten Spielsachen
Die Ferien neigen sich dem Ende zu und gern tritt man die Aufsichtspflicht wenigstens zeitweise wieder ab. Die Großeltern sind der Ganztagsbespaßung ihrer beiden jüngsten Verwandten inzwischen müde. Auch sie erinnern sich langsam daran, dass die Schulpflicht anscheinend nicht nur zum Schutz des Kindeswohls existiert. Nach intergenerationellen Zoobegehungen „Die Tiger, die Tiger!“, „Schlangen!“, „Iiii.“, „Knut ist out.“), unendlicher Vorleserei und dem schon bei Inaugenscheinnahme der Batterie Süßigkeiten drohenden diabetischen Schock ist es an der Zeit, das kulturelle Niveau des Nachwuchses wieder auf ein salontaugliches Level zu heben. Die Konkurrenz schläft schließlich nicht: Max aus dem vierten Stock lernt gerade Japanisch. Hmm. Spaß machen soll es den beiden ja auch. Musisch vielleicht. Warum nicht mal beim Kindercirkus-Festival in der Ufafabrik vorbeischauen. Da stehen Kinder zwischen 4 und 16 Jahren auf der Bühne und lassen ihr gleichaltriges Publikum bei den selbst entwickelten Nummern mitfiebern. Bestimmt begeistern sie den einen oder die andere, sich auch einmal in der Zirkusschule auszuprobieren. Eine gute Clownsnummer, Seiltanz oder Jonglage eröffnen doch ganz unabhängig vom Sprachtalent den Zugang zur ganzen Welt. „Gibt’s da auch Tiger?“ „Nein, aber bestimmt Schlangen.“ „Iiiii!“ Herr im Himmel …
Die Landesmusikakademie bietet in der kommenden Woche für etwas höhere Altersgruppen ein Programm im FEZ an, am Dienstag zum Beispiel Leopold Mozarts Kindersinfonie, anhand derer sich, ähnlich wie bei Peter und der Wolf, spielerisch der Aufbau eines Sinfonieorchesters kennenlernen lässt. Am Mittwoch wird dann gebreakt, gescratcht und gerappt: Hiphop-Kultur zum Anfassen.
Da fällt mir ein: Chinesisch hat doch gewiss Zukunft. Da gibt’s auch Tiger. Und Schlangen.
Kindercircus-Festival: ab Freitag, Ufafabrik, Viktoriastraße 10–18, www.ufafabrik.de
Landesmusikakademie: Dienstag/Mittwoch, Astrid-Lindgren-Bühne im FEZ, An der Wuhlheide 197, www.landesmusikakademie-berlin.de
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen