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In letzter Sekunde

Abschiebung von Aminata Kaboré vorerst gestoppt – durch Petitionen und einen Appell von Alice Schwarzer an den Bürgermeister

von ELKE SPANNER

Die Abschiebung von Aminata Kaboré ist vorerst gestoppt. Nur wenige Stunden, ehe sie gestern Morgen vom Hamburger Flughafen aus nach Burkina Faso gebracht werden sollte, intervenierte der Petitionsausschuss der Bürgerschaft. Dort und beim parallel zuständigen Landtag in Sachsen-Anhalt hatten die Organisationen „Terre des Femmes“ und „Fluchtpunkt“ am Mittwoch eine Eingabe für die 27-Jährige eingereicht. Zumindest bis über diese entschieden ist, bleibt Kaboré in Deutschland.

In Burkina Faso will ihr Vater sie mit einem fremden Mann verheiraten. Zur Vorbereitung der Hochzeit war Kaboré voriges Frühjahr unter Zwang genitalverstümmelt worden. Danach war sie nach Hamburg geflohen (taz berichtete) – tief traumatisiert, wie Almut Jöde von „Fluchtpunkt“ in ihrer Petition betont. Zudem sei ihre Gesundheit gefährdet. Bei Jödes Besuch in der Abschiebehaft im Januar habe Kaboré über wiederkehrende Schmerzen im Unterleib geklagt.

Terre des Femmes weist zudem darauf hin, dass Kaboré in Burkina Faso womöglich nicht nur die Zwangsehe zu fürchten hat: „Durch ihre Weigerung (die Ehe einzugehen, d. R.) und ihre darauf folgende Flucht hat sie das Ehrgefühl der Familie verletzt und wird nun mit dem Tod bedroht.“ Beide Organisationen haben darauf hingewiesen, dass ein Asylfolgeantrag Kaborés allein aus formalen Gründen abgelehnt worden ist, ohne dass ihr Schicksal dabei berücksichtigt wurde. Vor dem Verwaltungsgericht Magdeburg liegt noch eine Klage von Kaborés Anwalt, mit der dieser ein neues Asylverfahren durchsetzen will. Der Petitionsausschuss kann nun beschließen, vor einer Abschiebung die Entscheidung der Klage abzuwarten.

Darum hat auch die Frauenrechtlerin Alice Schwarzer gebeten. In einem persönlichen Brief an Bürgermeister Ole von Beust hat sie diesen aufgefordert, „die Abschiebung der bereits jetzt tief traumatisierten Frau zu verhindern“.

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