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Warnung in Wuppertal

Verdi hat das Wuppertaler Cinemaxx-Kino bestreikt. Die Betreibergruppe ist aus dem Tarifvertrag ausgestiegen

Wuppertal taz ■ Der Kinoindustrie geht es schlecht. Internet-Kopien, DVD-Piraterie und dann auch noch der Jahrhundertsommer im letzten Jahr hätten den Kinobetreibern so zugesetzt, dass Cinemaxx nicht im Arbeitgeberverband Dienstleistungen hätte verbleiben können, sagt Arne Schmidt, Unternehmenssprecher. So habe der Tarifvertrag mit der Gewerkschaft Verdi gekündigt werden müssen. Schlecht dastehen soll Cinemaxx aber nicht, betont Schmidt: „Wir haben in der Vergangenheit nicht das getan, was andere in unserer Situation getan hätten.“

Schmidt meint, das Unternehmen habe nie Leute entlassen. Jetzt wollen die Kinobetreiber nicht mehr zu den alten Bedingungen einstellen und auch die von Verdi geforderte Arbeitszeitverkürzungen lehnen sie ab. Die Gewerkschaft ärgert, dass neu eingestelltes Personal 20 Prozent weniger verdienen soll als bisher. So würde der Einstellungslohn nur noch 6,50 Euro im Wuppertaler Cinemaxx betragen, sagt Elisabeth Seifert-Schwarz, Verdi-Sachverständige für den Medienbereich in der Wuppertaler Niederlassung. Von den 14 Mitarbeitern im Wuppertaler Cinemaxx seien 11 dem Aufruf gefolgt und hätten den zweistündigen Warnstreik mitgemacht. Um den Betrieb fortzuführen habe das Unternehmen für die zwei Stunden kurzfristig Betriebsfremde eingestellt. Jetzt werde auf die Mitarbeiter Druck ausgeübt, indem den Teilzeitbeschäftigten nur noch die minimale Arbeitsstundenzahl zugeteilt werde, sagt Seifert-Schwarz. Verdi fordert bei den Verhandlungen um den bundesweiten Haustarifvertrag zwei Prozent mehr Lohn und die Absenkung der Arbeitszeit auf 38 Stunden in der Woche.

„Die Vorstellungen liegen deutlich auseinander“, sagt Schmidt zu den Wünschen von Verdi. Außerdem sei es im Unternehmen so, dass die Gehälter mit den Jahren der Betriebszugehörigkeit stiegen. Bei der Konsumzurückhaltung der Bevölkerung sei nicht mehr drin, zudem stiegen die Verleihpreise für die Filme, sagt Schmidt. Aus diesem Grund hatte Cinemaxx letztes Jahr den Start des Filmes „Hulk“ boykottiert. Mit einer einstweiligen Verfügung erreichte das Unternehmen, dass der Start von „Herr der Ringe“ nicht betreikt werden durfte. Dieter Seifert, Sprecher des Kino-Netzwerks von Verdi sagt, in NRW „wird es zukünftig Aktionen in Bielefeld, Essen, Krefeld, Wuppertal und Solingen geben.“ ELMAR KOK

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