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„Cannibal World“ als Ausflugsziel

KASSEL taz ■ Das Gutshaus, in dem der Kannibale von Rotenburg sein Opfer schlachtete und verspeiste, wird bald gruseliger Höhepunkt bei Europareisen amerikanischer und japanischer Touristen sein. Ein US-Investor will das Anwesen in eine „Cannibal World“ verwandeln. Der Kaufvertrag soll bereits perfekt sein, erfuhr die taz. Noch in diesem Jahr soll der Schlachtraum, in dem Armin Meiwes seinen Berliner Ingenieur tötete, für das Publikum geöffnet werden. In dem Anwesen werden dann das Bett, auf dem Meiwes mit seinem späteren Opfer Sex hatte, und die von Meiwes benutzten Messer, Handkreissägen, der original Fleischerhaken und die Pfannen zu sehen sein. Der Konzern, der „Cannibal World“ durchgängig zweisprachig englisch und japanisch ausschildern möchte, plant auch einige der 47 Zimmer des Hauses an zahlungskräftige Grusel-Touristen zu vermieten – nachts sollen dann Schmerzensschreie vom Band eingespielt werden. Die meisten Besucher aber, davon gehen die Planer aus, werden nur zu einem kurzen Abstecher in den Rotenburger Ortsteil Wüstefeld kommen – entweder vom Flughafen Frankfurt/Main oder vom ICE-Bahnhof Kassel-Wilhelmshöhe. Zwischen diesen beiden Verkehrsknotenpunkten und der osthessischen Touristen-Attraktion wird es einen Shuttle-Service geben – die Chevrolet-Leichenwagen, die für diesen Zweck mit luxuriösen Sitzen und Fesselmöglichkeiten ausgestattet werden, sind bereits bestellt, so ein Sprecher des Konzerns. Die zunächst nur in USA und Japan pauschal buchbaren Ausflugspakete sollen inklusive eines „Armin-Steaks“ im zünftig eingerichteten „Cannibal-Café“ und eines Fotoshootings für Besucher am Fleischerhaken angeboten werden. Schwierigkeiten gibt es jedoch noch mit einigen der 30 Wüstefeld-Bewohner. Manche weigern sich bislang, die von dem Konzern gesponserten T-Shirts zu tragen, wenn Besuchergruppen ankommen. Auf diesen blutroten Hemdchen sollte zum Beispiel stehen „I had dinner with Armin“ oder „I kissed the cannibal“. edl

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