: 3 Euro für eine Bank
Lettland rettet sein zweitgrößtes Kreditinstitut durch Verstaatlichung vor der Pleite. Dem Land droht ein Bankencrash, die wirtschaftliche Lage ist ähnlich bedrohlich wie in Island
STOCKHOLM taz ■ Nur mit einer Hals über Kopf vorgenommenen Verstaatlichung hat Lettland am Wochenende die zweitgrößte Bank des Landes vor dem Zusammenbruch retten können. Die Parex-Bank hatte auch in Deutschland AnlegerInnen mit besonders hohen Zinsen gelockt.
51 Prozent der Parex-Aktien seien für die symbolische Summe von 2 Lats (knapp 3 Euro) an den Staat, weitere 34 Prozent als Sicherheit an die staatliche „Hipoteku Banka“ übergegangen, teilte der lettische Ministerpräsident Ivars Godmanis am Samstagabend mit. Er betonte, möglicherweise benötige auch Lettland Hilfe von EU und Internationalem Währungsfonds (IWF).
Die Parex-Bank gilt als die einzige „systemrelevante“ Bank in den drei baltischen Staaten, die nicht ausländischen Banken gehört. Sie ist in Europa und Asien aktiv und verfügt auch in Deutschland über drei Filialen.
In Lettland die im ganzen Baltikum spürbare Rezession besonders kräftig augeprägt. Nach einem Wirtschaftswachstum von über 10 Prozent im vergangenen Jahr wurde für das dritte Quartal 2008 ein Minus von 4,2 Prozent gemeldet, das schlechteste Ergebnis seit 1994. Gleichzeitig kletterte die Inflationsrate auf über 15 Prozent. Die bislang fest an den Eurokurs gebundene einheimische Währung Lats steht unter massivem Abwertungsdruck. Kreditbewertungsinstitute warnen vor einem Bankencrash und haben die Kreditwürdigkeit Lettlands herabgestuft. Auf dem Markt der Versicherung gegen Kreditverluste (Credit Default Swaps) wurde Lettland schon Mitte Oktober mit einem höheren Risikoaufschlag gehandelt als das gegen einen Staatsbankrott kämpfende Island und das mittlerweile durch eine Milliardenspritze von EU und IWF stabilisierte Ungarn.
REINHARD WOLFF
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