: Diktat wird nicht akzeptiert
Bambule: 500 Menschen demonstrieren in Ottensen für den Erhalt aller Bauwagenplätze.Deren BewohnerInnen wehren sich in gemeinsamer Erklärung gegen Zusammenlegung
von KAI VON APPEN
Der Konflikt um einen neuen Bauwagenplatz für die Bambule-Gruppe ist noch nicht ausgestanden. Rund 500 DemonstrantInnen haben am Samstag mit einem Protestmarsch durch Ottensen die BewohnerInnen sämtlicher Bauwagenburgen der Stadt unterstützt, die sich mit einer gemeinsamen Erklärung dagegen gewehrt hatten, auf dem vom Senat dafür vorgesehenen Gelände in der Altonaer Kohlentwiete zusammengelegt zu werden. Die einzelnen Gruppen hätten „sehr bewusst entschieden, mit wem und wo sie wohnen wollen“, heißt es in der Stellungnahme der Wagenplätze Henriette, Borribis, Hospi, Wendebecken, Gaußstraße, Rondenbarg und Norderstedt. Bambule-Sprecher Bernd Welte kündigte gegenüber der taz-hamburg an: „Unter diesen Voraussetzungen werden wir dem Angebot nicht zustimmen, dann bleiben wir lieber auf der Straße.“
Der Rechtssenat möchte das Areal in Altona Nord – für die Bambule als „Sofortlösung“ gepriesen – als endgültige Lösung für alle Bauwagenburgen sehen: Die sollen perspektivisch geräumt werden und auf dem Sammelplatz in der Kohlentwiete zusammenziehen. Die einzelnen Gruppen aber haben in ihrer Erklärung betont, dass sie „keine politische Manövriermasse sind, die sich beliebig durch die Stadt treiben lässt“. So sollen den Senatsplänen zufolge auch die BewohnerInnen des zur Kohlentwiete benachbarten Platzes in der Ottenser Gaußstraße auf das Sammelgelände umziehen. Und das macht die Bambule-Gruppe nicht mit. Sprecher Welte: „Wer kündigt schon seinen Nachbarn die Wohnung – dann geben wir uns selbst auf und uns selbst den Strick in die Hand.“
Die Idee der Zentralisierung aller Bauwagen ist für die Bambulisten nicht nur politisch untragbar. Im Gegensatz zu dem Terrain an der Harkortstraße, das ihnen ursprünglich von Senatsunterhändler Walter Wellinghausen versprochen worden war, ist der Platz an der Kohlentwiete dafür auch ungeeignet – ungeachtet aller theoretischen Varianten. „Wenn wir mit unseren Wagen da drauf stehen, passen da vielleicht noch fünf weitere Wagen hin – mehr nicht“, so Welte.
In der Tat: An der Harkortstraße hätten schon eher mehrere Bauwagengruppen Platz gehabt, ohne dass es wegen räumlicher Enge zu Problemen hätte kommen müssen. „Das wäre realistisch gewesen“, gesteht auch Welte ein. Doch diese Möglichkeit sei von der Schill-Partei torpediert worden. Eine Friss-oder-Stirb-Lösung, wie sie nun im Raum steht, wird es laut dem Bambule-Sprecher nicht geben. „Das ist dann kein Angebot mehr, sondern ein Diktat.“
Die Bauwagen-Bewohner blasen zum Widerstand, sollte der Senat an den Räumungsbestrebungen für alle Plätze festhalten und das Wohnwagengesetz nicht ändern. „Wir wollen unmissverständlich und deutlich sagen: Es wird keine wie auch immer geartete Abwicklung bestehender Wagenlätze mehr geben“, so die Konsenserklärung der einzelnen Gruppen. „Wir werden unsere selbstgewählte Wohnform verteidigen.“
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