: Stationsflüchtig
Polizei geht mit Schlagstöcken gegen 80 Neonazis am Jungfernstieg vor. Nationalisten demonstrierten für Irak
Unter dem Motto „US-Globalisierungsterror stoppen“ mobilisierte das Aktionsbüro Norddeutschland zum U/S-Bahnhof Wandsbeker Chaussee, um gegen die „US-Kriegspolitik“ zu protestieren. An die 80 Freien Nationalisten des militanten Nazi-Netzwerks folgten am Donnerstag der internen Mobilisierung. Doch es fanden sich zu wenige Teilnehmer für eine Demonstration.
Kaum hatten sich die Neonazis, angeführt von Thomas Wulff, gegen 19 Uhr am Bahnhof versammelt, teilte die Polizei ihnen mit, dass „nur eine stationäre Kundgebung“ zugelassen würde. „Denn Aufzüge unter 200 Teilnehmern“, so die Polizei, „werden grundsätzlich nicht zugelassen“. Allein „eine stationäre Kundgebung“ sei rechtens. Verärgert über die „unzumutbare polizeiliche Auflage“ brachen die Rechten die Versammlung ab und fuhren zum U-Bahnhof Wandsbek-Gartenstadt. Dort forderte Wulff, dass „die amerikanischen Besatzungstruppen endlich unser Land verlassen sollten“. Anschließend erklärten die Organisatoren die Versammlung für beendet, da die Polizei ihnen weiterhin untersagte, zur nahen Coca-Cola-Zentrale zu ziehen.
Stattdessen brachen die Neonazis per U-Bahn zum Jungfernstieg auf, wo die Polizei bereits wartete. „Als die Personen den U-Bahnhof verlassen wollten“, erklärt eine Polizeisprecherin, „schritt die Polizei ein.“ Die Neonazis wurden eingekesselt und in einen Gefangenentransport gebracht. Dabei kam es zu einem Schlagstockeinsatz. „Unverhältnismäßig brutal“, wie die sonst so gewaltverherrlichenden Neonazis klagen. AS
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