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KlimawandelNachhilfe in Staatsbürgerkunde

Wie hat sich das Klima in dieser Stadt verändert: Jetzt bringt die Polizei ihre Wasserwerfer schon in Position, wenn Schüler für den Frieden unterwegs sind und lässt sich von 14-Jährigen provozieren, die noch nicht nach Hause gehen wollen, nur weil ihnen das per Megaphon befohlen wird. Das soll keine Entschuldigung für Jugendliche sein, die Steine auf Polizisten werfen und mit Stangen auf sie losgehen. Gewalt hat auf keiner Demonstration etwas zu suchen.

Kommentar von SANDRA WILSDORF

Aber hätte die Polizei sich weniger martialisch aufgebaut, wäre wahrscheinlich gar nichts weiter passiert. Dass aber Steine flogen, wird nun dazu führen, dass sich das Klima noch weiter abkühlt. Denn dass Lehrer auch weiterhin ein persönliche Risiko eingehen und mit ihren Schülern auf eine Demonstration gehen, wird unwahrscheinlicher.

Ein Schulleiter, der einmal beide Augen zugedrückt hat und dessen Schüler auf einer Demo verletzt werden, wird das nie wieder tun. Ein Lehrer, für den politisches Engagement auch eine Frage der Praxis ist, wird diese Haltung ändern, wenn er dafür disziplinarisch belangt wird. Dabei kann jeder Schüler froh sein, der das gestern Erlebte gemeinsam mit Lehrern und Mitschülern verarbeiten kann.

Wenn das nicht mehr möglich ist, dann entsteht ein Klima, in dem Angst über Zivilcourage regiert, in dem Wegducken leichter fällt als Aufstehen, und in dem die Gewalt wächst statt dass sie abnimmt.

Worüber sich dann niemand mehr zu wundern braucht.

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