: Hanseatische Alleinherrschaft
Nach Emnid-Umfrage verfestigt sich Möglichkeit einer absoluten CDU-Mehrheit. SPD-Spitzenkandidat Thomas Mirow gibt Bundespolitik die Verantwortung
Die Umfrageverlierer haben ganz unterschiedliche Erklärungen parat: Während der Bundesvorsitzende der Pro DM/Schill-Partei, Bolko Hoffmann, von „Umfragemanipulationen“ und „völlig wertlosen Daten“ poltert, interpretiert SPD-Landeschef Olaf Scholz feinsinniger: Die aktuellen Zahlen machten deutlich, dass „die Wahl zur Bürgerschaft am Ende ein ganz knappes Rennen wird“. Das ist aber auch das Positivste, was die SPD aus den von Emnid für Bild und WELT ermittelten Werten herauslesen kann: Denn die Möglichkeit, dass die CDU am 29. Februar die absolute Mehrheit erreichen kann, hat laut Umfrage wieder ein bisschen zugenommen.
46 Prozent für den Ole-von-Beust-Wahlverein, nur 31 Prozent für die Konkurrenz von der SPD, zwölf für die GAL – und das wäre es schon mit den Parteien, die den Sprung über die fünf Prozent schaffen würden. Die FDP bliebe mit vier Prozent ebenso außen vor wie die beiden Schill-Parteien, die nur je zwei Prozent auf sich vereinigen könnten.
Für Ronald Schill und seinen Heimat- und Geldgeber Bolko Hoffmann hat das alles nichts zu sagen. Die Tatsache, dass laut Umfrage 30 Prozent der WählerInnen noch unentschlossen sind, reklamiert Hoffmann aber denn doch für sich: „Naturgemäß“ sei die Wählerschaft von Schill „gerade in dieser Gruppe der Unentschlossenen angesiedelt“.
Bei der SPD ist man da bei der Ursachenforschung schon ein bisschen weiter. Bürgermeister-Kandidat Thomas Mirow macht vor allem den Gegenwind aus Berlin für die maue Umfragenlage verantwortlich. Die Debatten um die LKW-Maut, die Bekämpfung der Schwarzarbeit und den Chef der Bundesagentur für Arbeit seien „Schläge ins Kontor“ gewesen, so Mirow gegenüber der Financial Times Deutschland. Unter solchen Voraussetzungen sei es nicht einfach, einen Wechsel im Rathaus herbeizufühen.
Parteifreund Scholz kann solche Argumente als Bundesgeneralsekretär der SPD logischerweise nicht ins Feld führen und macht daher in Optimismus: Es sei gut, dass Ole von Beust sich in dieser Woche erstmals einem direkten Rededuell mit Mirow stellen müsse, so der Landesvorsitzende. Am Freitagabend diskutieren beide Spitzenkandidaten auf Einladung des Axel-Springer-Verlages, und Scholz ist unverdrossen der Ansicht: „Vor diesem Vergleich muss sich die SPD nicht fürchten.“ Spätestens bei den persönlichen Duellen werde von Beust „politische Aussagen nicht mehr vermeiden können“, um die er sich in dem Bürgermeister-Wahlkampf bisher herumgedrückt habe.
Vielleicht hilft der SPD ja prominente Wahlunterstützung aus Bayern. Für morgen hat sich CSU-Chef Edmund Stoiber in Hamburg angesagt, um gemeinsam mit Ole von Beust das Werk der Lufthansa-Technik zu inspizieren. PETER AHRENS
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