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Kämpfe an allen Fronten

Auch nach den schwersten Bombenangriffen auf Bagdad seit Kriegsbeginn kommen die britischen und US-amerikanischen Angreifer nicht weiter voran. Basra „nicht im Entferntesten“ unter Kontrolle

BAGDAD/WASHINGTON/LONDON afp/dpa/rtr ■ Die USA und Großbritannien haben in der Nacht zu gestern die schwersten Luftangriffe auf Bagdad seit Kriegsbeginn geflogen. Mehrere Kommunikationsanlagen und Regierungsgebäude wurden beschädigt. Nach Angaben des irakischen Informationsministers Mohammed Said al-Sahhaf wurden bei den Angriffen sieben Zivilisten getötet und 92 verletzt. In mehreren Bezirken Bagdads funktionierten nach den Bombardements die Telefone nicht mehr.

Die südirakische Millionenstadt Basra befindet sich nach den Worten eines britischen Militärsprechers noch lange nicht unter alliierter Kontrolle. „Basra ist ganz klar nicht im Entferntesten in unserer Hand“, sagte Oberst Chris Vernon. Als „Schlüssel“ zur Stadt müssten die Baath-Partei und die unter ihrer Kontrolle operierenden irregulären Kämpfer „ausradiert“ werden, hieß es. Der irakische Informationsminister sagte, allein in Basra seien seit Beginn der Militäroffensive 659 Zivilisten verletzt und 116 getötet worden.

Kämpfer der Patriotischen Union Kurdistans (PUK) hätten die Ortschaft Karah Andschir zwischen Kirkuk und der von der PUK kontrollierten Stadt Dschamdschamal unter Kontrolle gebracht, sagte Kurden-Kommandeur Rostam Hamid Rahim. Irakische Truppen hätten sich zuvor nach US-Luftangriffen von einem Bergrücken zurückgezogen. Kirkuk war in den vergangenen Tagen mehrfach von den US-geführten Streitkräften aus der Luft angegriffen worden. Zur Verstärkung ihrer Einheiten in der nördlichen Kurdenregion flogen die US-Truppen mehrere Dutzend Militärfahrzeuge ein.

Spezialeinheiten der US-Armee haben nach einem Bericht der Washington Post bereits weite Teile Westiraks besetzt. Die Eliteeinheiten seien 300 Kilometer von der jordanischen Grenze entfernt auf irakisches Territorium vorgedrungen, zitierte die Zeitung US-Offiziere. „Ich würde nicht sagen, dass wir das ganze Gebiet kontrollieren, aber es ist nicht mehr unter Kontrolle Saddam Husseins“, sagte ein hochrangiger Offizier. Nach irakischen Regierungsangaben zerstörten irakische Einheiten bei Kämpfen im südlichen al-Muthanna 33 Panzer, gepanzerte Fahrzeuge und Lastwagen der Vereinigten Staaten und Großbritanniens. Vier Soldaten der Koalition seien getötet worden.

Das Pentagon gab die Zahl der bis Freitag getöteten US-Soldaten mit 28 an. Im irakischen Fernsehen vorgeführte angebliche US-Spione gaben an, gegen Geld Informationen an die Vereinigten Staaten und die CIA geliefert zu haben.

Großbritanniens Premierminister Tony Blair warf der irakischen Seite vor, sie habe zwei britische Soldaten „exekutiert“. Diese Grausamkeit beweise die ganze Verderbtheit des Regimes von Saddam Hussein, betonte Blair. Die irakische Seite widersprach heftig der Darstellung, die Männer seien hingerichtet worden. Auch die Familienangehörigen der Getöteten protestierten. Die Offiziere, die ihnen die Todesnachricht überbrachten, hätten berichtet, die Männer seien im Kampf gestorben.

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