Bambule-Konflikt: Übelste Rechts-Verdreher
Auf die Idee kommen gemeinhin nicht einmal die übelsten Winkeladvokaten: Erst jemanden in die Obdachlosigkeit zu treiben, ihm nach monatelangem Streit eine vorübergehende Ersatzwohnung anzubieten und dem Betroffenen Vertragsbruch zu unterstellen, wenn dieser den Wunsch äußert, dort auch dauerhaft wohnen bleiben zu dürfen.
Kommentarvon KAI VON APPEN
Doch genau mit dieser Rechts-Verdrehung versucht der Rechts-Senat zurzeit, seine Eskalationspolitik zu kaschieren und den Bambulisten den schwarzen Peter für das Scheitern des Kompromisses zuzuschieben.
Bambule hat sich von Beginn an – seit Bürgermeister (und Anwalt) Ole von Beust nach den großen Demonstrationen und den polizeilichen Dauereinsätzen zumindest scheinbar die Hand zur friedlichen Beilegung des Konfliktes reichte – korrekt und konstruktiv verhalten. Selbst Stillschweigeabkommen wurden akzeptiert, was in der alternativen Szene keineswegs üblich ist. Auch wurden in den Verhandlungen mögliche Plätze vorgeschlagen, wenn Unterhändler (und Anwalt) Walter Wellinghausen die Ideen ausgingen, da seine Vorschläge in der Koalition politisch nicht durchsetzbar waren.
Es kann aber nicht aufrichtigerweise von einer Bauwagengruppe verlangt werden, dass sie im Deal um eine Bleibe ihre Überzeugung und die anderer Gruppen über alternative Wohnformen aufgibt.
Und so haben die Brandstifter von Schwarz-Schill wieder gezündelt und eine friedliche Lösung des Konflikts verhindert. Der Bürgermeister beweist erneut, dass er sich gegen die Hardliner in den eigenen Reihen nicht durchsetzen kann. Und traurig ist, dass Ex-Sozialdemokrat Wellinghausen sich dazu hergibt, das auch noch mit der Autorität eines Juristen zu bemänteln.
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