lernmittel: Teuer, aber nicht kostspielig
Kaum klingelte die Koalition mit dem Entschlussglöckchen, da bellten schon die Pawlow’schen Gegenstimmen: Faul sei er, der Kompromiss, auf Kosten der Eltern, stigmatisierend für Kinder aus sozial schwachen Familien. Mehr oder weniger bekanntes Vokabular – wie so oft, wenn es um notwendige Einsparmaßnahmen geht.
Kommentar von SUSANNE LANG
Anstoß diesmal: das vermeintliche Ideal der Lernmittelfreiheit. Ab nächstem Schuljahr sollen Eltern Schulbücher mit finanzieren, bis zu 100 Euro maximal pro Kind und Schuljahr. Abgesehen davon, dass absolute Lernmittelfreiheit auch im Land Berlin bisher nicht existierte – die Eigenbeteiligung lag bereits bei 11 Prozent –, eignet sich die umstrittene Höhe der Zuzahlung nur bedingt zur Empörung über die Verabschiedung des sozial gerechten Bildungssystems. Maximal 100 Euro für einkommensstarke Familien, das wären bei voller Ausschöpfung auf das gesamte Jahr umgelegt gut 8 Euro im Monat – ungefähr die Summe, die etwa ein Kabelanschluss im Monat kostet. Wie viel Eltern wirklich ausgeben müssen, hängt auch davon ab, ob sie die Bücher neu anschaffen oder auf gebrauchte zurückgreifen. Eine Entscheidung nach eigenem Ermessen.
Eine Entscheidung letztlich auch darüber, wie teuer Bildung den einzelnen Familien ist, welchen Stellenwert sie hat. Die Entscheidung der Koalition mag aus der finanziellen Not heraus getroffene sein. Sie weist jedoch in eine Richtung, die in der schul- und bildungspolitischen Diskussion weiter an Bedeutung gewinnen wird: Die Verantwortung für die Bildungschancen der Kinder fängt bei ihren Eltern an.
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