: Saddam Husseins ruchloser Vollstrecker
Ali Hassan al-Madschid alias „Chemie-Ali“ ist in Basra ums Leben gekommen. Er war verantwortlich für den Giftgaseinsatz gegen Kurden
BERLIN taz ■ Er war der Mann fürs Grobe. Ob in Kurdistan, Kuwait oder jetzt in Basra – wo immer Saddam Hussein einen Vollstrecker für besonders ruchlose Taten brauchte, war Ali Hassan al-Madschid zur Stelle. Seine Verantwortung für den Chemiewaffeneinsatz gegen Halabdscha, bei dem vor fünfzehn Jahren 5.000 Menschen starben, trug ihm den Beinamen „Chemie-Ali“ ein.
Der Cousin von Saddam Hussein, der seine Laufbahn als Kurier der Baath-Partei begann, gehörte schon früh zum inneren Zirkel der Macht. Was Opponenten zu erwarten haben, zeigte sich 1983, als er aus Rache für einen vereitelten Mordanschlag auf den Despoten gleich ein ganzes Dorf, das der Konspiration verdächtigt wurde, niederbrennen ließ.
Von Februar bis September 1988 war der „Schlächter von Kurdistan“ als Chef des Nordbüros der herrschenden Baath-Partei verantwortlich für die so genannten Anfal-Offensiven. Nach kurdischen Angaben wurde dabei in mehr als 200 Dörfern Giftgas eingesetzt, mehr als 100.000 Kurden wurden ermordet und vermutlich in Massengräbern verscharrt.
Im August 1990 wurde Ali Hassan al-Madschid Militärgouverneur des besetzten Kuwait. Während der neunmonatigen Besetzungszeit sollen auch kuwaitische Kriegsgefangene hingerichtet worden sein.
Nach dem zweiten Golfkrieg zum Innenminister ernannt, befehligte der Saddam-Getreue die Niederschlagung des schiitischen Aufstandes im Südirak. Im Jahr 1996 soll er an der Ermordung seines Neffen und Chefs des irakischen Rüstungsprogramms beteiligt gewesen sein.
Mit dem Aufstieg von Saddams jüngerem Sohn Qusai schien der Stern des Cousins zu sinken. Dass er aber noch immer ein treuer Diener seines Herrn ist, zeigte sich am Vorabend des Kriegs, als der Despot ihn zum Oberkommandierenden des Militärsektors Süd um Basra ernannte.
Dort wurde jetzt nach britischen Angaben seine Leiche aufgefunden. Er soll am Samstag bei der Bombardierung seines Hauses getötet worden sein. Saddam Hussein hat einen Getreuen weniger. INGA ROGG
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen