piwik no script img

Ökodorf sucht Bewohner

Auf einem Grundstück im Norden Pankows soll eine Ökosiedlung entstehen. Noch mangelt es an Interessenten für die Baugruppe. Doch die Planer des Projekts sind optimistisch: Vor allem für Familien mit Kindern sei das Dorf attraktiv

Wiese, Unkraut, Gestrüpp in Baumhöhe: Noch sieht das Grundstück zwischen Kastanienallee 21 und Kirchstraße in Pankow-Rosenthal nicht sehr wohnlich aus. Mehrmals deutet Ulf Maaßen von der Agentur für räumliche Entwicklungsalternativen (Area) nach Westen. „Wenn alles klappt, dann können sich die Bewohner schon bald über die Abendsonne auf ihrer Terrasse freuen“, schwärmt er. Und das soll, wenn es nach Maaßen geht, schon im Frühjahr nächsten Jahres der Fall sein.

Area plant, das brachliegende Gelände im Norden Pankows mit einer Baugruppe in ein Ökodorf zu verwandeln. Darüber will die Agentur am Samstag bei einer Besichtigung des Areals informieren. Sechs Doppelhäuser, ein viergeschossiges Mehrgenerationenhaus, private Gärten und eine große Spielwiese soll es geben. Alles schön „ökologisch“, wie der zuständige Architekt Martin Paetzold erklärt, mit Holz als umweltfreundlichem Baumaterial und energiesparenden Heizungen.

Doch noch fehlen die Interessenten für die Baugruppe. Zum Besichtigungstermin kommen lediglich zwei Paare. „Wir wohnen schon in Rosenthal und schauen uns die Baumöglichkeiten hier in der Gegend an“, sagt ein älterer Mann, der sich zusammen mit seiner Frau ein Modell der Siedlung zeigen lässt.

Eine gute Nachbarschaft sei ihnen wichtig, daher fänden sie die Idee, in einer Gruppe zu bauen, ansprechend, erzählen die beiden. „Man lernt sich schon von Anfang an kennen.“ Dass auf dem Grundstück eine Öko-Siedlung entstehen soll, beeindruckt sie weniger: „Es gibt viele andere Baugruppen, die sich als ‚ökologisch nachhaltig‘ bezeichnen, und dann bauen sie im Endeffekt wie jeder andere auch.“

Zwei Paare bilden noch kein Dorf – nur wenn sich genug Interessenten für die Baugruppe finden, kann das Projekt realisiert werden. Das weiß auch Maaßen. Die Leute müssten bereit sind, „ein bisschen weiter draußen“ zu wohnen, so der Bauberater. Ein paar Familien hätten zwar schon Interesse bekundet – „aber eine ganze Siedlung bekommen wir damit noch nicht voll.“ Trotzdem ist er optimistisch: „Wir stehen noch ganz am Anfang unserer Planung.“

Martina Mahlke, die das Projekt mitentwickelt, sieht das ähnlich: „Die Siedlung spricht vor allem junge Familien an, die gerade ihr erstes oder zweites Kind bekommen“, glaubt sie. Auch ältere Paare würden sich außerhalb der Szenebezirke orientieren – der Ruhe wegen.

Das Grundstück in Rosenthal gehört zu jenen fünf Flächen, die der Liegenschaftsfonds auf Druck von Stadtentwicklungssenatorin Ingeborg Junge-Reyer (SPD) bevorzugt an Baugruppen abgeben will (taz berichtete). Baugemeinschaften können sich mit konkreten Konzepten darum bewerben – so auch Area mit dem Projekt „K21“. „Wir haben es schon in die zweite Runde geschafft“, freut sich Mahlke. „Im Februar 2009 wird sich dann zeigen, ob sich unser Konzept durchsetzen kann.“

NORA GROSSE-HARMANN

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen