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Unter Zeitdruck geht‘s auch ohne Wettbewerb

Die Kölnmesse will ihre neuen Osthallen ohne öffentlichen Architekturwettbewerb bauen lassen. Kritiker befürchten ein stadtplanerisches Fiasko, das Deutz zur „Rumpelkammer mit lieblos abgestellten Einzelobjekten“ verkommen lasse

KÖLN taz ■ Blickdichte Kisten, die keine Rücksicht nehmen auf die Architektur der Umgebung? Oder doch besser Hallen, die den Blick von außen nach innen und umgekehrt erlauben und so zum Teil einer kommunizierenden Stadtarchitektur werden? Diese Alternativen wurden heftig diskutiert, als am Montag Abend Gerd Weber, Geschäftsführer bei der Kölnmesse, im Domforum den „Masterplan 2006“ für den Ausbau der Messe vorstellte.

Zunächst war die Erweiterung der Messe nach Norden bis 2010 geplant. Nachdem aber die Stadt die Rheinhallen zum Jahr 2006 dem Privatsender RTL abtritt, drängt die Zeit. So will die Messe jetzt schon zum Jahreswechsel 2005/06 die vier neuen Hallen mit 80.000 Quadratmetern Austellungsfläche beziehen, die zwischen den Osthallen und der Zoobrücke entstehen sollen. Dabei muss auf das unter Denkmalschutz stehende Arcor-Hochhaus Rücksicht genommen werden, das auf dem Gelände steht.

Rund 260 Millionen Euro wird die Erweiterung kosten. Finanziert wird sie über ein Dreiecksgeschäft. Die Messe verkauft das Grundstück für 70 Millionen an den Esch-Fonds, der es nach den Vorgaben von Messe und Stadt bebaut. Die Hallen werden an eine Beteiligungsgesellschaft der Stadt vermietet, die sie dann für 30 Jahre an die Messe weitervermietet.

Der Zeitdruck erlaube es nicht, einen Wettbewerb auszuschreiben, wehrte Gerd Weber Fragen aus dem Publikum ab. Stattdessen habe man einen Architekten beauftragt, dessen Entwürfe in wenigen Wochen vorliegen sollen. Gläserne Wände seien nicht vorgesehen, da Tageslicht den Messebetrieb störe. Da wird Gerhard Cusper, Nestor der deutschen Stadtplaner, wenig Glück mit seinem Wunsch haben, die Messe möge zum Rhein und zur Deutz-Mülheimer-Straße hin eine repräsentative Fassade bauen. „Die ziegelverklinkerten Rheinhallen haben einen Maßstab gesetzt“, sagte Cusper und forderte: „Den dürfen wir nicht aufgeben, soll Deutz nicht eine Rumpelkammer mit lieblos abgestellten Einzelobjekten werden.“ Kritik gab es auch am geplanten Nordeingang, den die Messe unter oder neben die Zoobrücke quetschen will. „Auch hier braucht die Messe ein Aushängeschild“, wurde Weber ermahnt.

Zustimmung erntete der Messemann für den Plan, alte und neue Hallen – mit 280.000 Quadratmetern Ausstellungsfläche dann viertgrößte Messe der Welt – durch einen zentralen „Boulevard“ zu erschließen. Auf Unverständnis stieß allerdings seine Absicht, diesen „nicht zu attraktiv“ zu gestalten. Dies halte nur vom Geschäfte machen ab.

Jürgen Schön

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