was macht eigentlich... … Thomas Flierl?: Dienen
Thomas Flierl, seines Zeichens Wissenschaftssenator von Berlin, hat von seinem Chef, Klaus Wowereit, eine Absage kassiert. Auf gar keinen Fall gäbe es ein Get-Together mit den abgewickelten DDR-Hochschullehrern und -lehrerinnen im Roten Rathaus, um diesen, wenn auch spät, eine offizielle Verabschiedung zu gewähren. Ein Versäumnis aus vergangener Zeit solle so nachgeholt werden, rechtfertigt Flierls Pressesprecher die Idee. Denn nicht alle ProfessorInnen, die die Universitäten verlassen hätten, seien wegen ihrer Stasi-Vergangenheit von den Unis geschieden. Auch andere Gründe gab es. Abwicklung der Institute etwa. Es solle nicht um eine Rehabilitierung gehen. Flierl schwebt offenbar ein festlicher Akt in einer Art „Open house“-Atmosphäre vor, denn persönliche Einladungen werde es nicht geben, wie der Pressesprecher weiter erläutert. Echte universitäre Stasi-Schwergewichte würden deshalb auch nicht zur Veranstaltung kommen. Zumal sich der Festakt durchaus kritisch mit der Verknüpfung von Wissenschaft und Ideologie in der DDR befassen soll. Servil klingt das alles, nach allen Seiten sich absichernd, seine Doppelbödigkeit verbirgt das Ansinnen gekonnt.
Bei Flierls Vorschlag handelt es sich um einen Fall von politischer Camouflage. Die Absicht – welche? – bleibt verschwommen. Bei Politikern liegt in so einem Fall die Vermutung nahe, dass sie eine Klientel bedienen wollen. Es kann nur das PDS-Herz sein, das sich an der realen rot-roten Politik blutig gestoßen hat, das versöhnt werden soll. Wahlvolk, hört ihr die Signale? WS FOTO: AP
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