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… während die Amerikaner klotzen

Die USA legen einen dritten Rettungsplan auf und stellen dafür zusätzlich 800 Milliarden Dollar zur Verfügung

Die US-Regierung hat Garantien in Höhe von 7,8 Billionen Dollar übernommen

BERLIN taz ■ Es geht auch anders als im zögerlichen Europa: Die US-Regierung hat am Dienstagabend einen dritten Rettungsplan für das Finanzsystem aufgelegt. Und der lautet: Geld drucken, bis die US-Banken ihr Kreditverhalten normalisiert haben, also wieder ordentlich Geld verleihen. Zuvor war bekannt geworden, dass die US-Wirtschaft im dritten Quartal um 0,5 Prozent geschrumpft ist, mehr als die meisten Ökonomen erwartet hatten.

Nun will die US-Notenbank Fed für 600 Milliarden US-Dollar belastete Immobilienpapiere aufkaufen. Zusätzlich unterstützt sie den Markt für Kundenkredite wie etwa für Leihwagen, Studiengebühren oder Kreditkarten mit 200 Milliarden Dollar. „Der Mangel an finanzierbaren Konsumentenkrediten untergräbt die private Nachfrage, und das schwächt unsere Wirtschaft“, sagte Finanzminister Hank Paulson. Von diesen Maßnahmen verspricht sich die Regierung einen Rückgang der Zinsen für Hypothekenkredite und Verbraucherdarlehen.

Diese Geldspritze ist nach der Gründung eines Fonds für den Aufkauf „toxischer Wertpapiere“ und den direkten Investitionen in Unternehmen wie AIG und Citigroup bereits das dritte große Programm der US-Regierung. Die Presseagentur Bloomberg vermutet, dass der Staat inzwischen Garantien über 7,8 Billionen Dollar übernommen hat.

Ansehnlich sind auch die Maßnahmen, mit denen man der Konjunktur helfen will. So will Barack Obama, 700 Milliarden Dollar in Infrastruktur- und Alternativenergieprojekte investieren, die die Nachfrage steigern und 2,5 Millionen Jobs schaffen sollen.

Neben dem Anschieben der Kreditvergabe könnte der erneute Einsatz der Fed auch darauf deuten, dass sie schlicht mehr Geld auf den Markt werfen, also die Inflation forcieren will. Noch am Wochenende hatte Obama gewarnt, dass die US-Wirtschaft Gefahr laufe, in eine Deflationsspirale zu rutschen. Ökonom Nouriel Roubini von New York University, der für seine pessimistischen, aber zutreffenden Prognosen bekannt ist, sagte, zur Bekämpfung der Deflationsgefahr könnten sogar „verrückte Maßnahmen“ wie eine Abwertung des Dollars oder eine langfristige Senkung des Leitzinses auf null erforderlich werden. BRETT NEELY

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