: Kritik an Regierung unerwünscht
Der Druck auf die thailändische Presse wächst. Freie Berichterstattung ist immer seltener möglich. Unter Premier Thaksin, selbst einst führend in der Telekommunikationsbranche, haben sich Einflussnahme und Zensur verschärft
In Thailand geraten regierungskritische Medien immer stärker ins Kreuzfeuer. Dieser Trend werde sich im bevorstehenden Wahljahr verschärfen, schätzt Pichai Chuensuksawasdi, Chefredakteur der Post-Publishing-Gruppe, die auch die renommierte englischsprachige Tageszeitung Bangkok Post herausgibt. Druck auf die Presse habe es zwar immer gegeben. Doch unter Premier Thaksin Shinawatra, selbst einst führend in der Telekommunikationsbranche und seit 2001 im Amt, haben sich die Probleme verschärft.
Erst vor gut einer Woche war der hauptverantwortliche Redakteur und Kolumnist der Bangkok Post, Veera Pratheepchaikul, seines Postens enthoben und versetzt worden. Unter Veera hatte die Post in den letzten 18 Monaten etliche Artikel veröffentlicht, die sich kritisch mit dem Führungsstil des als populistisch geltenden Thaksin auseinander setzten. Anfang Dezember vergangenen Jahres zum Beispiel hatte die Zeitung den Regierungschef als „arrogant“ bezeichnet, da er niemals Kritik zulasse. Eine Erklärung für die Versetzung Veeras gab das Management der Zeitung bisher nicht ab.
Die Bangkok Post ist kein Einzelfall. Bereits Anfang Februar war der Herausgeber eines Nachrichtenmagazins zurückgetreten, weil er die zunehmende Zensur nicht mehr mit seinem Beruf vereinbaren konnte. Ohne sein Wissen waren damals 30.000 Kopien kurz vor dem Druck vom Magazineigentümer zurückgerufen worden und anschließend redigiert wieder aufgetaucht: Ursprünglich hatte sich die Ausgabe scharf über die Thaksin-Regierung und deren mangelhaftes Krisenmanagement hinsichtlich der Vogelgrippe geäußert.
Kavi Chongkittavorn von der Tageszeitung The Nation, die weiterhin bissige Kommentare über die Regierung publiziert, sieht konsequenterweise ein wachsendes „Klima der Angst“ unter thailändischen Journalisten, das unweigerlich zu Selbstzensur führe. „Der Punkt ist, dass wir einen politischen Führer haben, der die Freiheit der Presse nicht respektiert“, so Kavi. „Und das ist erst der Anfang.“
Wie lange die Nation ihre frechen Kommentare noch veröffentlichen kann, bleibt zudem abzuwarten: Verwandte eines Regierungsmitglieds haben nämlich Anteile an der Nation Group gekauft, die sie zum drittgrößten Shareholder machen. Begonnen hatte die Verwundbarkeit der Presse lange vorher. Seit der Asienkrise 1997 waren Marketing und redaktionelles Arbeiten immer schwerer zu trennen.
Einflussreiche politische Stellen und Interessengruppen sicherten sich verstärkt Anteile an bestimmten Medien, um diese besser unter Kontrolle zu haben, so ein Beobachter. Wer einen Interessenkonflikt wittert, wird mit Verleumdungsklagen überzogen.
So wie Supinya Klangnarong von der Nichtregierungsorganisation Campaign for Popular Media Reform. Supinya hatte die wirtschaftlichen Gewinne des Telekommunikationskonglomerats Shin. Corporation, das der Familie von Premier Thaksin gehört, auf die Tatsache zurückgeführt, dass dessen Partei Thai Rak Th („Thais lieben Thais“) die Regierung stellt. NICOLA GLASS
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