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Schröder gegen „Bild“ und „Stern“

Dass Helmut Kohl dem Spiegel keine Interviews gab, war Gesetz in der Bonner Republik. Der Spiegel empfand das als Auszeichnung. Als Gerhard Schröder Anfang März ankündigte, Bild, dem Leitmedium der Berliner Republik, keine Interviews mehr zu geben, brach ein Sturm der Entrüstung los. Regierungssprecher Béla Anda verteidigte den Boykott. Man müsse den Kakao, durch den man gezogen werde, nicht noch trinken. Der Kanzler entscheide selbst, wem er Interviews gebe. Kurz zuvor hatte das Bundespresseamt Journalisten von Stern und Bild nicht mit auf die Reisen des Kanzlers in die Türkei und die USA genommen. „Aus Platzgründen“, wie es offiziell hieß. In einem Fernsehinterview der ARD-Sendung „Monitor“ hatte Anda mit Verweis auf negative Berichterstattung eingeräumt, er behalte sich vor, wer künftig mitreisen dürfe. Die Bundespressekonferenz, der Zusammenschluss von rund 900 Parlamentskorrespondenten, lud den Regierungssprecher zu einem klärenden Gespräch. Sechs Chefredakteure überregionaler Zeitungen, darunter der taz, protestierten gegen die „Boykottpolitik“. Anda musste vor dem Haushaltsausschuss im Bundestag antreten. J. K.

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