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Gegen Klischees über Russlanddeutsche

Spätaussiedler aus Russland gelten vielen als gewalttätig und kriminell. Neue NRW-Studien widerlegen die Vorurteile

DÜSSELDORF taz ■ NRW-Sozialministerin Birgit Fischer (SPD) sorgt sich um die zunehmende Diskriminierung von Spätaussiedlern aus Staaten der ehemaligen Sowjetunion. Gerade junge Russlanddeutsche gelten einer immer breiter werdenden Öffentlichkeit als Problemgruppe: alkohol- und drogenabhängig, gewalttätig, kriminell – die gängigen Klischees sind schnell bei der Hand. So stellte etwa Bochums Polizeipräsident Thomas Wenner Anfang Februar einen direkten Zusammenhang zwischen der von Ex-Bundeskanzler Helmut Kohl (CDU) geförderten Migration aus Russland und Morden im Drogenmilieu her. Auch NRW-SPD-Generalsekretär Michael Groschek versuchte, populistisch Stimmung zu machen: „Wer inflationär Russlanddeutsche zu deutschen Staatsbürgern erklärt und sie nicht begleitet, verantwortet die Folgen.“

Schöne Klischees – nur leider falsch: Aussiedler sind nicht krimineller als hier geborene Deutsche, schreibt Wilhelm Heitmeyer, Professor für Sozialisation an der Universität Bielefeld. Zwar begingen „eine eingeschränkte Zahl von Migranten, die in marginalisierter Lage in den Brennpunkten großer Städte lebten, besonders viele Delikte“ – doch das sei bei „einheimischen Deutschen in vergleichbarer sozialer Lage nicht anders.“

Zu einem ähnlichen Ergebnis kommt eine Studie der Uni Duisburg-Essen: Wegen fehlender Sprachkenntnisse haben junge Russlanddeutsche ähnliche Schwierigkeiten wie andere Migranten. Selbst die Arbeitslosigkeit ist zwar höher als im Durchschnitt der Gesamtbevölkerung, aber niedriger als beim Schnitt der Einwanderer. Mit verstärkten Integrationsangeboten will Ministerin Fischer Spätaussiedler jetzt weiter fördern: Derzeit werden so genannte „Integrationsvereinbarungen“ erprobt, bei der das soziale Umfeld analysiert und Kompetenzen individuell gefördert werden sollen. Doch das wird das Negativimage kaum brechen können, glaubt selbst Fischers Ministerium: „Leider werden Positivbeispiele, die auch Vorbildcharakter haben und motivieren können, wesentlich seltener kommuniziert als Negatives.“ ANDREAS WYPUTTA

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