: Nach der Ökumene ist vor der Ökumene
Zwei Gottesdienste mit offener Kommunion werden von der katholischen Amtskirche geprüft. Regierender Bürgermeister bezeichnet Kirchentag als „vollen Erfolg“ und lädt zur nächsten Ökumene 2008 wieder nach Berlin
Während für viele Gläubige der erste Ökumenische Kirchentag bereits zu den schönen Erinnerungen gehört, fängt für zwei katholische Pfarrer der Stress erst an. Bernhard Kroll aus Franken und Gotthold Hasenhüttl aus Saarbrücken müssen möglicherweise mit Sanktionen der katholischen Kirche rechnen, da sie gemeinsam mit protestantischen Gläubigen das Abendmahl mit offener Kommunion gefeiert hatten. Beide Gottesdienste fanden in der Gethsemane-Kirche in Prenzlauer Berg statt und wurden von den kirchlichen Reformgruppen „Wir sind Kirche“ und „Initiative Kirche von unten“ initiiert. Nach der Lehre des Vatikans dürfen Katholiken das evangelische Abendmahl nicht entgegennehmen.
Im Anschluss an den Gottesdienst sagte Kroll, er habe mit seinem Verhalten „eine Grenze überschritten, die kirchenrechtlich geahndet werden kann“. Mit Blick auf eine mögliche Suspendierung räumte der Pfarrer jedoch ein, dass er „deshalb nicht gehen müssen möchte“. In seiner Predigt bezeichnete er „eucharistische Mahlfeiern als nur konsequent“. Hasenhüttl, der bereits am Himmelfahrtstag eine offene Feier zelebriert hatte, betonte, dass „Kirche für alle“ da sei und auch andere „offen und nicht abgrenzend“ zur Eucharistiefeier einladen müsse.
Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Karl Lehmann, konnte die Gottesdienste „nicht gut heißen“. Mögliche Konsequenzen seien jedoch Sache der Ortsbischöfe. Die Amtskirche prüft nun die Fälle.
Ausgeschlossen vom Kirchentag wurde die christliche Gruppe militanter Lebensschützer, „Aktion Leben e. V.“. Die Leitung des Kirchentags begründete die Entscheidung damit, dass die Gruppe Fotos von zerstückelten Föten gezeigt habe. Kirchentagsbesucher, vor allem Eltern mit kleinen Kindern, hätten sich über die ihrer Ansicht nach unerträglichen Bilder beschwert. Die „Aktion Leben“ hingegen bewertete in einem Flugblatt den Ausschluss als Zensur.
Weniger umstritten, dafür außergewöhnlich beteiligten sich Motorrad-Biker am Kirchentag. Mehrere hundert Harleys und Yamahas feierten am Brandenburger Tor einen Drive-in-Gottesdienst. Höhepunkt der christlichen Events: ein Biker-Vaterunser, mit eigenen Einschüben wie „Führe uns nicht in Versuchung aus Eile oder Angabe zu rasen. Erlöse uns vom Rausch der Geschwindigkeit und Rücksichtslosigkeit.“ Ganz ohne Rausch und Probleme verlief die Abreise der rund 200.000 Besucher. „Anders als zu Silvester oder der Love Parade war keiner betrunken. Das erleichtert vieles“, sagte BVG-Sprecher Andreas Fuhrmann. Ein Grund mehr für den Regierenden Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) bereits zum nächsten Treffen einzuladen: „Berlin ist bereit auch für 2008.“ Den ersten Ökumenischen Kirchentag bezeichnete er als „vollen Erfolg“. TAZ, DPA, EPD
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