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Von Berlin nach Lichtenberg

Viele Vietnamesen sprechen schlecht Deutsch – sie informieren sich via Satellit. Die Einführung der Berliner Umweltzone spielte da keine Rolle, bei Radio Multikulti schon

Wenn Radio Multikulti sonntags um 19.45 Uhr auf Vietnamesisch sendet, dann unterbrechen Vietnamesen sogar wichtige Feiern. Denn die vietnamesischsprachige Sendung des RBB war in Deutschland konkurrenzlos.

Viele Vietnamesen sprechen wenig Deutsch. Sie informieren sich nur über die muttersprachlichen Medien – via Satellitenschüssel. Dass die Berliner Innenstadt seit einem Jahr Umweltzone ist, ist dort kein Thema – solche Informationen bekamen Vietnamesen ausschließlich bei Radio Multikulti. Selbst das Landeskriminalamt nutzte die Sendung – zur Aufklärung von Straftaten. Das trug ganz entscheidend dazu bei, dass die Vietnamesen Vertrauen zur Polizei fassten.

Mit der Abschaltung von Radio Multikulti werden Vietnamesen in Berlin und Brandenburg ohne muttersprachliches Programm sein. 17.000 Vietnamesen wohnen in Berlin und Brandenburg, dazu kommen etwa 8.000 Deutsche vietnamesischer Muttersprache. Cao Duc Hung von der Vereinigung der Vietnamesen nennt die Schließung der Welle „eine große Behinderung bei unseren Bemühungen, unsere Landsleute mit dem Leben, den Gepflogenheiten, der Kunst und Kultur in Deutschland vertraut zu machen.“ Christina Emmrich, die Bezirksbürgermeisterin von Lichtenberg, dem Bezirk mit den meisten Vietnamesen, sagt, den Zuwanderern werde ein Stück Heimat genommen werden. Eine vage Hoffnung auf eine Nachfolgesendung ab kommendem Herbst kommt aus Sachsen. Der Medienpolitiker der Linken, Heiko Hilker, will sich dort für ein vietnamesisches Radio stark machen. „Das kann man dann in Berlin und Brandenburg zumindest über das Internet hören“, sagte er der taz. MARINA MAI

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