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Urlaub im Stadtpark

Neuigkeiten: Café am Kinderplanschbecken eröffnet im Juni mit familienfreundlichem Konzept. Auch das Stadtpark-Schwimmbad aus der 30er Jahren ist kurz vor Saisonstart noch Baustelle

von Kaija Kutter

Den Frühling betrachten HamburgerInnen am besten aus der Wasserperspektive. Schon am warmen Karfreitag lohnte die Fahrt zum Bootsverleiher am Kaemmererufer, dann ein großes Alsterkanu gemietet und ab über den Osterbekkanal zum Stadtparksee. Das Tau an der Skulptur am Ufer der kleinen Liebesinsel festgemacht, verdiente Pause machen auf den rotlackierten hölzernen Parkstühlen und einfach den Blick in die erblühende Parkweite schweifen lassen.

Doch was ist das? Der See, Parkbaumalleen und Wiese sehen aus wie erwartet, aber auf der Seite des Schwimmbades ist eine riesige Baustelle. Schuten, Bagger und Sandhaufen sind dort, wo gewöhnlich die grünlich angelaufenen Bronze-Figuren Triton und Nereide, von Georg Wrba 1912 geschaffen, die spiegelglatte Wasseroberfläche des Freibades bewachen, das in den 30er Jahren durch eine Wand vom See abgetrennt wurde. Macht es etwa dicht? Schließlich war in den 90er Jahren immer mal wieder von Schließung des Bades die Rede, das zeitweilig an einen privaten Verein übertragen war und mit niedrigen Besucherzahlen kämpfte.

Nein, dem ist nicht so, können Bäderland GmbH und Bezirksamt-Nord beruhigen. Seit das Bad 1999 wieder von der Stadt übernommen wurde, seien sogar steigende Besucherzahlen zu verzeichnen – Rekord 2003: 4.000 am Tag – berichtet Bäderland-Sprecherin Kirsten Morisse. Bei der Baustelle handele es sich um die überfällige Erneuerung der 90 Jahre alten Seitenmauern, für die die Behörde für Umwelt und Gesundheit vor der Wahl die Finanzierung übernahm.

„Wir haben seit zehn Jahren Messungen vorgenommen. Die alten Klinkermauern haben sich bewegt“, berichtet Hans-Herrmann Lahtz vom Gartenbauamt Nord. Der Bau werde erst Ende Mai, Anfang Juni fertig sein. Da die metallene Spundwand, die Bad und See trennt, aber von dieser Baumaßnahme nicht beeinträchtigt ist und die lauten Ramm-Arbeiten beendet seien, könne die Badesaison trotzdem beginnen.

Das hört Bäderland gern, die das Bad inzwischen hegt und pflegt und wegen seines einmaligen Ambientes schätzt. Denn üblich ist, dass das Eimsbüttler Kaifu-Bad zum 1. Mai die Pforten öffnet – egal, wie kalt es ist – und die anderen Bäder inklusive Stadtparkbad bis zum 15. Mai folgen.

Ein wenig unter Zeitdruck ist auch Alraune, ein Beschäftigungsträger, der ab Sommer das schon länger leerstehende Café am Kinderplanschbecken wieder beleben soll, das zweite Highlight des 149-Hektar-Parks. Das von zahlreichen Spielgeräten für Groß und Klein umgebene Flachgewässer ist eh Magnet für Eltern und Kinder. Doch der alte Pächter des in den 50ern gebauten Pavillons gab vor zwei Jahren auf.

Bereits seit Ostern hat nun der Kiosk eröffnet, Ende Mai soll ein dringend benötigter neuer Toilettentrakt samt Wickelraum fertig sein und in den Sommerferien das ganze Café-Restaurant – mit Frühstück, Mittagessen, Kaffee und Kuchen und einer „kleinen, aber feinen“ Abendkarte, wie Alraune-Leiterin Petra Laffarenz erklärt. Und das alles zu familienfreundlichen Preisen und ebensolchem Begleitprogramm. Alraune ist gastronomieerfahren, das Projekt beitreibt bereits im benachbarten Steilshoop eine Schulmensa und ein Stadtteil-Café.

Petra Laffarenz, die selber als Mutter eines kleinen Jungen den oft öden Alltag auf Spielplätzen kennt, macht die Sache „total Spaß“. „Es ist doch so, dass immer mehr Leute statt wegzufahren Urlaub in der Stadt machen. Für die ist der Stadtpark ein wichtiges Naherholungsgebiet.“ Ziel des Projekts, bei dem neben vier bis fünf Festangestellen auch Behinderte einen sinnvollen Arbeitsplatz finden sollen, ist es, für Kinder ein Freizeitanbot zu schaffen und es auch den Älteren „richtig nett“ zu machen. Geplant sind Kooperationen mit anderen Projekten und Kleinkunstanbietern wie dem Mitmachzirkus „Rotznasen“ oder dem Stehgeiger für den Abend.

Ursprünglich plante der Bezirk den Abriss und Neubau des Pavillons, nun wird der alte Winkelbau nur entkernt und erweitert. So wurde mit Hilfe des Technischen Hilfswerks die veraltete Wassertechnik für das Becken aus dem hinteren Gebäudetrakt herausgeschweißt. Geplanscht wird nun in „allerbester Badewasserqualität“ aus einem andernorts neu gebohrten Tiefbrunnen, schwärmt Bezirksamtssprecher Norbert Hansen. In dem neu geschaffenen Raum können Kindergeburtstage und Feste veranstaltet werden, auch ein Freiluftkindergarten am Vormittag und ein „Sporthort“ für Schulkinder ist im Gespräch. Zusätzlich soll eine neue Café-Terrasse mit Blick auf See und Wiese entstehen, damit Erwachse dort auch planschbeckenlärmgeschützt verweilen können.

Das Cafe soll ganzjährig geöffnet sein, „tageslichtabhängig“, wie Laffarenz erklärt. „Schließlich müssen die Besucher noch im Hellen aus dem Park herausfinden.“

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