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Blüten des Wahns

Endlich neu ediert: Walter Gyßlings Anti-Nazi

Manche zeithistorisch wichtige Dokumente werden von der Geschichtsschreibung nur unzureichend gewürdigt – weil sie nicht verfügbar sind. Dazu gehörte bislang Walter Gyßlings „Der Anti-Nazi“. Doch jetzt hat der Donat-Verlag die 1930 erstmals erschienene Quellensammlung sowie die 1933 verfasste Autobiografie „Mein Leben in Deutschland“ vorgelegt. Es dürfte die wichtigste Neuerscheinung des Bremer Verlagshauses in diesem Jahr sein. Heute um 19 Uhr stellt Herausgeber Leonidas Hill den Band in der Buchhandlung Leuwer vor.

Der Zweck von Gyßlings „Anti-Nazi“ war es, die Widersprüche nationalsozialistischer Propaganda aufzudecken und sie als Argumentationshilfe bereitzustelllen. „Wo es möglich ist“, schreibt der Journalist in der Gebrauchsanweisung für seine Blütenlese des Stumpfsinns, „in NS-Versammlungen als Diskussionsredner aufzutreten“, solle man „sich aus dem Anti-Nazi das geeignete Material herausziehen“. Aus diesem Grunde auch verzichtete Gyßling weitestgehend auf eigene Meinungsäußerungen: Sein Handbuch stellte sich jedem Gegner der Nazis zur Verfügung.

In seiner Einführung weist Leonidas Hill darauf hin, dass „Flucht und Vertreibung die deutschen Gemüter“ noch sehr heftig bewegt, während gerade die frühen Kämpfer wie Gyßling „in Vergessenheit geraten sind“. Die Korrektur dieser historischen Ungerechtigkeit ist das Verdienst des Bandes.

Benno Schirrmeister

Buchhandlung Leuwer, heute, 19 UhrLeonidas Hill (Hg): Walter Gyßling, Mein Leben in Deutschland / Der Anti-Nazi, Donat, 504 Seiten, 25,40 Euro

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