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CDU-Mann profiliert sich mit markigen Sprüchen

Die Sicherheit in Köln wird vor allem von jugendlichen Migranten und „Klau-Kids“ gefährdet, meint CDU-Ratskandidat Winrich Granitzka. „Wer das Gastrecht missbraucht, muss raus“, doziert der frühere Leitende Polizeidirektor von Köln

KÖLN taz ■ Winrich Granitzka ist wieder da. Der frühere Leitende Polizeidirektor von Köln, vor einem halben Jahr in den Ruhestand verabschiedet, meldet sich in Sachen Sicherheit in Köln zurück – kein Wunder, der Pensionär, der sich als Experte für Sicherheit selbstständig gemacht hat, will für die CDU in den Stadtrat einziehen.

Jetzt, am Mittwoch Abend, steht er in Vingst im Pfarrsaal von St. Theodor. Auf Einladung des hiesigen CDU-Ortsverbandes referiert er vor rund 50 Leuten über sein Thema: „Sicherheit in unserer Stadt Köln“. Um die sei es nicht gut bestellt, meint er: Taschendiebstähle und Wohnungseinbrüche hätten rapide zugenommen. „In den nächsten fünf Jahren geht es in Köln um Ihre Sicherheit“, spricht er das Publikum an. Schuld daran seien: „Jugendliche aus dem Migrationsbereich“ – in Chorweiler gebe es inzwischen 1000 junge Erwachsene, deren Berufsziel „Türsteher am Ring“ wäre, behauptet Granitzka – und natürlich kriminelle Flüchtlinge und „Klau-Kids“.

Dagegen helfe nicht nur Jugendarbeit, warnt er. Seine Partei müsse ihr Profil in Sachen Sicherheit schärfen, sie habe da dem grünen Koalitionspartner zu viel überlassen. Der CDU-Mann empfiehlt die ganze Palette repressiver Maßnahmen: Abschiebung nach Bosnien, auch im Winter, Essensgutscheine für Flüchtlinge und natürlich Heimunterbringung für „jugendliche Intensivtäter“. Dass SPD und FDP sich mit dem Vorschlag profilierten, jugendliche Straftäter in geschlossenen Heimen unterzubringen, wurmt ihn besonders. Da habe die CDU „geschlafen“.

Freilich, das beteuert Granitzka immer wieder, gehe es ihm nur um „kriminelle Familien“, wegen denen es „keinen Platz mehr für wirkliche Flüchtlinge“ gebe. Doch den meisten, die sich nach Granitzkas Vortrag zu Wort melden, ist die Unterscheidung zwischen kriminellen und guten Flüchtlingen, integrierten und nichtintegrierten Migranten ziemlich egal. Jetzt geht es nur noch um Ausländer, die natürlich ausschließlich selbst daran Schuld sind, dass sie nicht ordentlich integriert sind. Beim Aldi werde nur noch russisch gesprochen, erregt sich einer im Publikum. Das geht dann selbst Granitzka zu weit: „Das wird sich auch nicht mehr ändern“, sagt er, das Problem sei auch gar nicht die Sprache, sondern die fehlende Integration.

Auch sonst gibt er gerne den Weltbürger. Schon in ein paar Tagen sei er wieder in der Türkei zu einem Vortrag, erzählt er, und kokettiert mit seinen türkischen Freunden in Politik und Wirtschaft: „Wir haben in Köln gerade die deutsch-türkische Industrie- und Handelskammer eröffnet.“ Derart mit guten Beziehungen abgesichert, will er auch in Zukunft „Dinge sagen, die andere schon als ausländerfeindlich ansehen“. Zum Beispiel: „Wer hier als Gast ist und das Gastrecht missbraucht, muss wieder raus.“ Das kommt an in Vingst, dafür gibt es Beifall. Dirk Eckert

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