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Einblick (5)

Matthias ArndtGalerist

taz: Seit wann und warum leben Sie in Berlin?

Arndt: Seit Sommer 1993 (genau 10 Jahre ?!), weil Berlin sich damals künstlerisch, kulturell und territorial komplett neu formierte und die Lücken gefüllt und die Brachen und leeren Orte genutzt und neu definiert werden wollten. Nirgends sonst (in Deutschland) hätte ich arbeiten wollen – in Berlin machte diese Aufbauarbeit Freude und Spaß und sie gab der Galeriearbeit einen Sinn.

Wie wichtig ist der Standort Berlin für Ihre Arbeit?

Berlin ist (noch) eine der vitalsten künstlerischen Produktionsstätten Europas, auch wenn sich dies in den hiesigen Institutionen kaum niederschlägt. Das Label Berlin ist für internationale Sammlungen und Museen ein Gütesiegel. Von Berlin aus findet entsprechend unsere Vermittlungsarbeit außerhalb Berlins ihren fruchtbaren Boden.

Woran arbeiten Sie gerade?

Wir betreuen unsere Temporaryy Exhibition Space in Chicago, einen anderen Messeauftritt in Marseille, die Beteiligung unserer Künstlerin Rachel Harrison an der Venedig Biennale und die Ausstellung von Anton Henning, die wir am 5. 6. eröffnen werden. Den Sommer über haben wir einen Maler aus London zu Gast, der seine Ausstellung auf dem art forum berlin vorbereiten wird, und parallel dazu arbeiten wir an der ersten Einzelausstellung von Keith Tyson in Deutschland, die wir am 6. 9. eröffnen.

Was wundert Sie in der Berliner Kunstlandschaft am meisten? Dass die Bedeutung der in Berlin entstandenen oder von hier aus vermittelten Gegenwartskunst weltweit Anerkennung und (Gott sei Dank) auch einen Markt findet, ohne dass dies die Berliner Museen und Institutionen, aber auch die hiesige (Kultur-)Politik größer beeindruckt oder beeinflusst: Wesentliche Potenziale für Stadt- und Standortmarketing bleiben umgenutzt. In London und von London aus haben die YBA’s (Young British Artiststs) die (Kunst-)Welt erobert und werden in London wie Popstars gefeiert. Den Berliner Stars geht dies nur im Ausland so – in Berlin selbst werden sie weder erkannt noch umworben. Entsprechend fehlen ihre Werke auch in den hiesigen öffentlichen Sammlungen.Der Prophet im eigenen Land …?

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