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Kein Taubenvergiften im Park

Mit zentralen Futterplätzen und einem konsequenten Fütterungsverbot will die Stadt die Zahl der „Flugratten“ reduzieren. Tierschützer bezweifeln, dass das Konzept in Großstädten wie Köln klappt

VON Susanne Gannott und Jürgen SCHÖN

Konsequente Durchsetzung des Fütterungsverbots und die Zerstörung von Niststätten einerseits, kontrollierte Fütterung an zentralen Plätzen und Aufstellen von Taubenhäusern andererseits: Mit diesem Konzept von „Zuckerbrot und Peitsche“ will die Stadt Köln künftig der Taubenplage Herr werden. Das Veterinäramt hat sich den „Maßnahmenplan“ ausgedacht, der jetzt seinen Dienstweg durch Ausschüsse und Stadtrat nimmt.

Ganz neu ist das Problem freilich nicht: Aber offenbar habe das Thema gerade wieder „Saison“, meint Heinz-Dieter Schnieders vom Ordnungsamt. Jedenfalls bekäme die Stadt derzeit besonders viele Beschwerden von Bürgern – und „die müssen sehen, dass die Verwaltung was tut“. Zum Beispiel aktiv gegen die seit Mitte der 80er Jahre verbotene Fütterung vorgehen: Dafür sollen demnächst die rund 80 städtischen Mitarbeiter des zuständigen „Ermittlungsdienstes“ öfter und gezielt an den bekannten Futterplätzen kontrollieren. Wird jemand „auf frischer Tat“ ertappt, könnte ein Bußgeld von bis zu 500 Euro fällig werden, erklärt er.

Die strikte Einhaltung des Fütterungsverbots ist auch für Ralf Unna, Tiermediziner, Leiter des Tierheims Dellbrück und als sachkundiger Bürger für die Grünen im Gesundheitsausschuss, der springende Punkt. Allerdings: Die Oma, die Tauben füttert, sei nicht das Hauptproblem. Eine viel wichtigere Futterquelle der Vögel sei der „MacDreck“ auf Kölns Straßen, der auch Ratten und Mäuse anlocke. Trotzdem findet Unna das Konzept, das in Aachen und Augsburg bereits erfolgreich umgesetzt worden sei, „vom Tierschutz her super“.

„Aber“, schränkt er ein, „ich bezweifle, dass dieses Konzept in einer Großstadt wie Köln durchsetzbar ist.“ So glaubt er nicht, dass die Betreuung der Taubenschläge – „es muss flächendeckend eine dreistellige Zahl sein“ – durch Ehrenamtliche erfolgen könne. „Wir wissen ja, wie das in Köln läuft. Zuerst werden Sponsoren gesucht: Die Ford-Lehrlingswerkstatt baut die Schläge! Aber dann?“, fragt Unna. Denn schließlich müsse regelmäßig und fachgerecht der Kot entfernt und zur Brutzeit die befruchteten Eier gegen Gipseier ausgetauscht werden.

Für diese Betreuung sucht die Stadt jetzt bereitwillige Vereine. Für seinen Tierschutzverein hat Unna schon abgewunken: „Wir nehmen der Stadt schon die ,Fundsache Tier‘ ab und haben dafür 26 Menschen auf der Lohnliste. Zwei mehr können wir nicht bezahlen.“ Denn zwei „Taubenläufer“ seien pro Schlag nötig. Das könnten nur Festangestellte sein. Und wer soll die bezahlen? Für Unna keine Frage: „Die Stadt nimmt jährlich 3,5 Millionen Euro Hundesteuer ein. Ganze sieben Prozent dafür verwendet sie für Tiere.“ Da sei die Million drin, die die Umsetzung dieses Konzeptes wohl koste.

In die taubenreduzierte Stadt sollen auch Kölns Hausbesitzer investieren. Mit ihnen will die Stadt Maßnahmen vereinbaren, damit die Tauben nicht mehr „an den Objekten nisten“, so Schnieders. Zwar könne man niemanden zwingen mitzumachen, aber auch die Hausbesitzer koste der Taubendreck schließlich bares Geld. „Und jeder, der mitmacht, hat dann Vorbildfunktion“.

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