: Sonne, Brand, Krebs
Die Zahl der Hautkrebspatienten steigt. Kleidung mit UV-Schutz hilft gegen die Schattenseiten der Sonne. Auch Vitamine, Kalzium und behutsame Sonnenbäder lassen nichts anbrennen
VON PIA M. SOMMER
„Hautkrebs hat in den vergangenen Jahren dramatisch zugenommen“, sagt Gertraud Kremer, Hautärztin aus Berlin. „Vor allem immer jüngere Menschen erkranken.“ Verantwortlich dafür sind verstärkte UV-Strahlung aufgrund der schwindenden Ozonschicht und ein verändertes Freizeitverhalten: Die Menschen halten sich mehr als früher im Freien auf, verbringen ihren Urlaub häufig in südlichen Ländern. „Am gefährlichsten ist Sonne für bleiche Büromenschen, die im Winter in die Karibik fliegen“, weiß Kremer. Denn mit jedem Sonnenbrand steigt das Hautkrebsrisiko.
„Zwischen 12 und 15 Uhr sollte man auf keinen Fall in die Sonne gehen“, rät Dermatologin Kremer. „Ansonsten am besten im Schatten bräunen.“ Besonders gefährlich ist Sonne an der See und im Gebirge. Die Luft ist dort sauberer, daher ist die Einstrahlung stärker, auch wenn es bewölkt ist. Wie lange jemand in der Sonne bleiben kann, ohne einen Sonnenbrand zu bekommen, hängt stark von seinem Hauttyp ab. Er bestimmt die Zeit, in der die Haut ohne zusätzlichen Sonnenschutz auskommt.
Jemand mit heller Haut, blonden Haaren und wenig Sommersprossen kann zum Beispiel bis zu 20 Minuten ungeschützt in der Sonne verbringen. Verwendet er eine Sonnencreme mit dem Lichtschutzfaktor 15, darf er 15-mal länger liegen bleiben. Theoretisch. Praktisch reduziert sich der Schutz durch Abrieb, Schweiß und Wasser, warnen Experten. Die Haut sollte übrigens bereits eine halbe Stunde vor dem Aufenthalt im Freien mit einem Sonnenschutzmittel eingecremt werden. Danach nach jedem Baden nachlegen.
Einen besonderen Service bietet der kostenlose UV-Check, den der Berufsverband der deutschen Dermatologen und das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt anbieten. Wer sich im Internet unter www.uv-check.de registriert und seinen Hauttyp angibt, erhält eine Telefonnummer für SMS-Abfragen. Jedes Mal wenn er per SMS oder Internet Standort, Bewölkungsdichte und Tageszeit angibt, bekommt er dann die Information, wie lange er sich ungeschützt in der Sonne aufhalten kann.
„Um einen Sonnenbrand zu verhindern, braucht die Haut Zeit, sich auf die Sonnenstrahlen einzustellen und ihre Schutzmechanismen zu aktivieren“, sagt Bernhard Egger, Hautarzt beim AOK-Bundesverband. „Vorbräunen“ unterm Solarium habe allerdings wenig Sinn. Denn die UV-B-Strahlen, die den hauteigenen Schutz vor allem aufbauen, werden aus der Sonnenbankstrahlung fast vollständig herausgefiltert. „Stattdessen wird in Solarien die UV-A-Strahlung um ein Vielfaches erhöht, damit überhaupt eine Bräunung eintritt. Dadurch wird die Haut unter dem Solarium zusätzlich belastet, entwickelt aber kaum Eigenschutz.“
So genannte Sonnenvitamine hingegen können die Haut gegen Sonnenschäden wappnen. Wenn UV-Strahlen auf die Haut treffen, entstehen aggressive Moleküle, die die Hautzellen schädigen. Die Vitamine C, E und Beta-Carotin fangen diese freien Radikale, machen sie unschädlich und beugen so Hautkrebs vor. Kalzium stabilisiert die Hautzellen zusätzlich. Vitamintabletten können Sonnenempfindliche außerdem schützen. Voraussetzung: Sie beginnen mit der Einnahme schon etwa zwei Wochen vor dem ersten Sonnenbad. „Normalerweise reicht aber eine ausgewogene Ernährung mit verschiedenen frischen Obst- und Gemüsesorten, um den Körper mit diesen Vitaminen zu versorgen“, sagt Hautärztin Kremer.
Kleidung ist ein effizienter Sonnenschutz. Am besten schirmt Polyester die Haut vor Sonne ab, haben Bochumer Wissenschaftler in Studien festgestellt. Dann folgen Stoffe aus Wolle, Seide und Nylon. Geringeren Schutz bieten Baumwolle, Leinen und Viskose. Dunkle Farben blocken die schädliche Strahlung besonders gut ab. Wichtig ist die Webdichte: Je feiner ein Textil gearbeitet ist, desto besser schützt es vor UV-Strahlung. Ein dicker Stoff ist geeigneter als ein dünner. Um den Sonnenschutz zu erhöhen, so raten die Forscher, sollte man Kleidung vor dem ersten Gebrauch waschen: Die meisten Gewebe laufen etwas ein, der Stoff wird dadurch dichter.
Einige Hersteller bieten geprüfte UV-Schutzkleidung. „Eine sinnvolle Entwicklung“, resümierte die Zeitschrift Öko-Test, als sie vor zwei Jahren Kinder-T-Shirts untersuchte. Allerdings erreichten nicht alle Produkte den empfohlenen Schutzfaktor 15. Mit „sehr gut“ beurteilten die Tester nur ein T-Shirt der Firma Jako-O mit Lichtschutz 36. Fast alle T-Shirts hatten einen niedrigeren Schutzfaktor als vom Hersteller angegeben, da Öko-Test die Textilien nach einer anderen Norm prüfte. Während die Produzenten nach dem australisch-neuseeländischen Standard nur am Neutextil gemessen hatten, testete Öko-Test auch das gewaschene T-Shirt unter Beanspruchungen wie Dehnen, Scheuern und Nässe. Dieser „UV-Standard 801“ wurde 1995 eingeführt, um die lückenhafte australisch-neuseeländische Norm zu verbessern. Beim Kauf also auf diese Norm achten.
„Sobald man ein Hitzegefühl auf der Haut spürt, sollte man sich aus der Sonne entfernen“, rät Fachärztin Kremer. After-Sun-Produkte unterstützen die Haut beim Regenerieren. Kündigt sich ein Sonnenbrand an, heißt es handeln. Gels oder Feuchtigkeitslotionen kühlen die Haut, feuchte Umschläge können das Brennen lindern.
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