: Friedman: Vorsicht! Drogen
Fernsehmoderator zieht Konsequenzen aus Ermittlungsverfahren und legt alle Wahlämter nieder. Strafbefehl über 17.400 Euro wegen Rauschgiftbesitz. Zentralrat der Juden begrüßt Rücktritt
FRANKFURT/MAIN taz ■ Michel Friedman, bisher Vizepräsident des Zentralrates der Juden in Deutschland, CDU-Politiker und TV-Moderator, hat gestern alle seine gewählten Ämter niedergelegt. Damit reagierte er auf einen Strafbefehl des Berliner Amtsgerichts, das ihn zur Zahlung von 150 Tagessätzen zu je 116 Euro (insgesamt 17.400 Euro) verurteilte. Das Gericht befand ihn schuldig, Rauschgift in zehn Fällen zum Eigenbedarf besessen zu haben. Friedman erklärte bei der Pressekonferenz: „Drogen sind in einer – auch in meiner – Lebenskrise keine Hilfe. Sie täuschen und sind gefährlich.“
Im Zuge eines Ermittlungsverfahrens der Staatsanwaltschaft Berlin gegen osteuropäische Zuhälter- und Schlepperbanden war öffentlich geworden, dass Michel Friedman Partys mit Prostituierten gefeiert und Kokain konsumiert hatte.
Bekannt wurde Friedman durch seine Fernsehshows, vor allem durch „Vorsicht! Friedman“. Diese ARD-Talkshow wird Friedman nicht mehr moderieren. Der 47-Jährige wolle sich künftig weniger Aufgaben zumuten, teilte der Intendant des Hessischen Rundfunks, Helmut Reitze, mit. Über die Fortsetzung von Friedmans Show im Hessen-Fernsehen werde im Herbst entschieden.
Der Präsident des Zentralrates der Juden, Paul Spiegel, begrüßte den Rücktritt und befand, es sei nun an der Zeit, „dass man ihm verzeiht“ und er „eine zweite Chance“ bekomme. Salomon Korn, Vorsitzender der Frankfurter Jüdischen Gemeinde, nannte den Rücktritt „konsequent“: „Das zeugt von menschlicher Größe.“
CDU-Generalsekretär Laurenz Meyer verweigerte einen Kommentar: „Das sind Privatangelegenheiten von Michel Friedman.“ HEIDE PLATEN
brennpunkt SEITE 3, meinung SEITE 12
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen