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gelsenwasserPartei im Vorstand

Die CDU kreischt „Filz!“, die SPD lobt den erfahrenen und hochqualifizierten Mann, der nun das Unternehmen Gelsenwasser führt. Irgendwie hat man das Gefühl, dieses Schauspiel schon tausendmal gesehen zu haben.

Der ehemalige Dortmunder Sozialdezernent Manfred Scholle ist ein Mann der Kommunen. Er war es bei der VEW, bei der RWE und wird es bei Gelsenwasser sein. Das ist nicht nur eine Personalie, sondern Ausdruck einer Richtungsentscheidung im Kurs des Wasserunternehmens: Dortmund und Bochum, die über ihre Stadtwerke immerhin 835 Millionen Euro für Gelsenwasser auf den Tisch gelegt haben, wollen auch den Kurs des Unternehmens bestimmen. Zwei SPD-Städte, ein SPD-Mann. Irgendwie logisch.

KOMMENTAR VONKLAUS JANSEN

Der Fall Gelsenwasser zeigt, wie sehr die Ruhrgebietskommunen und mit ihnen die traditionell starke SPD mit der Wirtschaft der Region verwoben sind. Man mag das Filz nennen – und damit Recht haben, wenn man sich knapp sechzig Jahre NRW-Nachkriegsgeschichte ansieht. Für die Zukunft bekommt diese Verstrickung vielleicht jedoch eine andere Bedeutung: Kommunaler Einfluss kann in Globalisierungszeiten auch Großkonzerne zu halbwegs sozialem Handeln bewegen.

Liberalen und Konservativen steht diese Sicht ideologisch nicht nah. Aber wenn sich die Macht zu ihren Gunsten verschiebt, wird auch die CDU ganz pragmatisch. Und macht mit beim Geschacher um Posten in Vorständen und Aufsichtsräten.

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