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König-Fahd-Akademie wird per Gericht geschrumpft

Die Stadt Bonn erteilt seit Oktober 2003 so gut wie keine Ausnahmegenehmigungen mehr für den Besuch der Schule. In drei Fällen bestätigte das Oberverwaltungsgericht Münster deren Aufhebung. Eltern demonstrieren für die Schule, die wegen ihrer Nähe zum Islamismus umstritten ist

KÖLN taz ■ Der Streit um die König-Fahd-Akademie geht weiter. Heute wollen Eltern, die ihre Kinder auf die saudische Schule schicken, in Bonn für den Erhalt der umstrittenen Einrichtung demonstrieren. Sie stünden „vor einem Scherbenhaufen: das Schulamt verweigert die Zulassung neuer Schüler, viele Eltern haben keine Zulassung mehr für ihre Kinder bekommen und mussten ihre Kinder von der Schule nehmen“, klagt die Elterninitiative. Den Eltern ginge es „gar nicht um Politik, geschweige denn um eine Ausbildung der Kinder zu Radikalen oder Kämpfern“. Vielmehr gehe es „allein darum, den Kindern eine Ausbildung in einem Rahmen zu geben, welche auch zu Hause ohne Probleme ergänzt werden könnte und dabei die arabische Sprache zu erlernen“.

Am Mittwoch teilte das Bonner Schulamt mit, das Oberverwaltungsgericht Münster (OVG) habe die Aufhebung von Ausnahmegenehmigungen von Schülern der Akademie in drei Fällen endgültig bestätigt. Bestätigt wurde vom OVG in weiteren Verfahren zwischenzeitlich auch die geänderte restriktive Praxis bei der Neuerteilung von Ausnahmegenehmigungen. „Die Verfahren zeigen, dass der eingeschlagene ,Weg der kleinen Schritte‘ richtig ist und nachhaltig zum Erfolg führen kann, die Schule auf ihre ursprünglichen Aufgaben und Ziele zurückzuführen“, sagte Schulamtsleiter Hubert Zelmanski.

Die 1995 in Bonn-Lannesdorf eröffnete König-Fahd-Akademie wird derzeit von rund 445 Schülern besucht, darunter etwa 200 mit deutschem Pass. Sie unterliegt als ausländische Schule nicht der deutschen Schulaufsicht. Die von Saudi-Arabien finanzierte Schule mit angeschlossener Moschee war im vergangenen Jahr in die Schlagzeilen geraten, weil sie sich nach Erkenntnissen der Sicherheitsbehörden zu einem Anziehungspunkt für Islamisten aus der ganzen Bundesrepublik entwickelt hatte. Vor einer Schließung schreckte die Bezirksregierung Köln indes auf Druck der saudischen Seite und des Auswärtigen Amtes zurück. Nach wie vor wird an der Schule nach saudischem Lehrplan unterrichtet. Eine Untersuchung des Landesinstituts für Schule hat laut NRW-Schulministerin Ute Schäfer (SPD) ergeben, dass dabei die verwendeten Lehrbücher „eine fundamentalistische Weltsicht, die auf der wahhabitischen Auslegung des Koran beruht“, vermitteln.

Als Konsequenz aus der Untersuchung hat der Kölner Regierungspräsident Jürgen Roters nun die saudische Seite aufgefordert, im Fach Deutsch als Fremdsprache moderne Unterrichtsmaterialien aufzugreifen, „um wenigstens im Deutschunterricht den Schülerinnen und Schülern den Blick in eine andere Welt zu eröffnen“. Er machte aber deutlich, dass er keine Illusionen habe, das saudische Bildungssystem reformieren zu können. „Westliche Methoden können nur im Kleinen Einfluss finden“, sagte der Regierungspräsident.

Roters rechnet für das kommende Schuljahr mit einer deutlich verminderten Zahl von Schülerinnen und Schülern an der Akademie. Ausnahmegenehmigungen, die generell zum Besuch der Schule erforderlich sind, seien seit Oktober 2003 auf Initiative der Bezirksregierung so gut wie keine mehr erteilt worden. Nach Angaben von Schulamtsleiter Zelmanski werden bis 2005 von derzeit 67 Kindern der Grundschulklassen 1 bis 3 nur noch maximal 15 die Schule besuchen. Allerdings wird es laut Manfred Kämmerling, Schulrechtsdezernent bei der Bezirksregierung, noch „einige Jahre dauern, bis niemand mehr an der Schule ist, der da nicht hingehört“. Pascal Beucker

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