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ausstellungKunst in der Festung

Modrig riecht es, den Besucher fröstelt es, bedrohlich hallen die Schritte im spärlich beleuchteten Ehrenfelder Hochbunker. Auf diese Atmosphäre, die Architektur und die Geschichte des Betonungetüms aus dem Zweiten Weltkrieg nehmen die meisten der 18 Künstler aus Köln und Italien in ihren Arbeiten Bezug – eine eindrucksvolle Ausstellung.

In dem Bunker suchten einmal Menschen Schutz. Vielleicht drängelten sie sich dabei so zusammen wie die kleinen Figuren aus Wellpappe, die Katharina Ortleb wie Motten zum Licht kriechen lässt. Den Krach von damals greift Stefano Peressini mit einer Soundinstallation auf. Ulrike Oeter erinnert mit einem Foto an die im KZ ermordeten Ehrenfelder Juden, deren Synagoge bis zu ihrer Zerstörung 1938 auf dem Grundstück gleich neben dem späteren Bunker stand. Fotograf Josef Snobl errichtet denen ein Denkmal, „die nur noch als Gedanken existieren“.

2002 wurde aufgrund privater Beziehungen eine Gruppe Kölner Künstler zu einer Ausstellung in das Fortezza Girifalco im italienischen Cortona nahe Assisi eingeladen. Dies ist nun die „Gegenveranstaltung“ – zustande gekommen allein durch Einsatz, Ausdauer und privates Geld der Kölner und gegen anfänglichen behördlichen Widerstand. Denn eigentlich ist der Bunker, in dem noch bis Ende der 90er Jahren regelmäßig Kunstaktionen stattfanden, der Öffentlichkeit nicht mehr zugänglich.

So ist diese Ausstellung auch ein Beispiel für die Lebendigkeit und das Engagement der Kölner Kunstszene. Die Ehrenfelder Bezirksvertretung hat die Aktion trotz leerer Kassen mit einem kleinen Betrag unterstützt und kommt so preiswert zu einem bemerkenswerten Projekt. Jürgen Schön

„Von Festung zu Festung – Betreten verboten“: Hochbunker Köln-Ehrenfeld, Körnerstr. 101, nur noch am kommenden Freitag, 18. Juni, 18-21 Uhr

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