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DER BÖRSENGANG DER POSTBANK HAT EINEN VERLIERER: DIE DEUTSCHE BANKTrickreich aus der Flaute

Der Postbank-Windjammer hat schon seit einigen Tagen in der Börsenstadt Frankfurt am Main Anker geworfen. Auf das Unternehmen, für das der Dreimaster auf seinen signalgelben Segeln wirbt, wird man auf dem Parkett noch bis Mittwoch warten müssen. Doch auch wenn die größte deutsche Filialbank ihr anvisiertes Ziel erst mit zwei Tagen Verspätung erreichen wird – aus der großen Flaute ist sie heraus und niemand zweifelt mehr daran, dass sie jetzt auf Kurs bleibt.

Noch bis Freitag wurde heftig darüber spekuliert, ob die Postbank den Börsengang absagt, weil ihre Aktien nicht genug nachgefragt waren. Das wäre konsequent gewesen, denn Post-Chef Klaus Zumwinkel hatte noch vor drei Wochen betont, dass er sich nichts von den Märkten diktieren lassen wolle. Doch der Kollateralschaden an den Aktienmärkten wäre zu groß gewesen. Er hätte zudem die ohnehin schon schmalen Renditen mancher Kleinanleger bedroht, die in Fonds oder Lebensversicherungen für ihren Lebensabend sparen.

So ist es zu begrüßen, dass der als trickreich geltende Zumwinkel „Plan B“ aus der Schublade ziehen konnte. Weniger Aktien kommen nun für voraussichtlich weniger Geld auf den Markt, der Rest wird als Umtauschanleihe angeboten. Das ist ein besonders sicheres Verfahren, weil die Papiere drei Jahre eine feste Verzinsung garantieren und dann in Aktien umgewandelt werden können. Die Post erhält das Geld dafür sofort und kann es wie vorgesehen in den Schuldenabbau und die Erweiterung ihres Geschäftes stecken.

Doch es kann natürlich nicht nur Gewinner geben. Klarer Verlierer ist die Deutsche Bank, die federführend für den Börsengang verantwortlich war – und dabei so einiges falsch gemacht hat. So gelangte vor drei Wochen eine interne Studie über die Postbank an die Öffentlichkeit. Experten der Deutschen Bank hatten darin einen geringeren Börsenwert ermittelt als die Postbank selbst. Hier dürfte der Grund dafür liegen, dass der Markt den geforderten Preis dann auch nicht zahlen wollte. Für Unternehmen, die an die Börse gehen wollen, dürfte die Deutsche Bank als verantwortliches Institut jedenfalls nicht mehr erste Wahl sein.

STEPHAN KOSCH

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