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Armes Jenfeld, reiches Wohldorf

Die Armutsgrenze verläuft mitten durch die Stadt. Statistisches Landesamt stellt fest: Sozialhilfeempfänger werden immer jünger. Rahlstedt wächst am meisten, Innenstadt verliert weiter an Einwohnern. Und Altengamme ist fast ausländerfrei

von PETER AHRENS

Durch Hamburg geht ein tiefer Riss. Er trennt Reich von Arm, Millionäre von Sozialhilfeempfängern. Das Statistische Landesamt hat das Armutsgefälle in der Stadt jetzt Schwarz auf Weiß herausgearbeitet. Den höchsten Anteil an Sozialhilfebeziehern weist Jenfeld auf, am besten geht es den Menschen erwartungsgemäß in Wohldorf-Ohlstedt – zwei Stadtteile, die geographisch gar nicht so furchtbar weit auseinander liegen.

Fast ein Sechstel aller Jenfelder ist auf Sozialhilfe angewiesen. Billbrook, Hausbruch und Billstedt sind die weiteren Armenhäuser der Hansestadt. St. Pauli, das gemeinhin als ärmster Stadtteil Hamburgs gilt, liegt in dieser Tabelle nur auf Platz sieben. 0,4 Prozent der Wohldorf-Ohlstedter beziehen auf der Gegenseite staatliche Unterstützung, in Nienstedten und Groß Flottbek sind es 0,7 Prozent. Fast sozialhilfefrei sind auch Sasel, Othmarschen und Wellingsbüttel, wo der Prozentsatz noch unter 1,0 liegt.

Und noch etwas haben die Statistiker erfasst: Sozialhilfebezieher werden immer jünger. In Allermöhe, einem der am stärksten wachsenden Viertel Hamburgs, ist mit 45 Prozent fast die Hälfte der Sozialhilfeempfänger unter 18 Jahre alt.

Die höchste Arbeitslosenrate weisen Klostertor und Hammerbrook mit 16 Prozent auf. Veddel (12,9 %), Dulsberg (12,0 %) und St. Pauli (11,5 %) folgen auf den Plätzen. Arbeitslosigkeit als unbekannte Größe gilt dagegen in Lemsahl-Mellingstedt im Nordosten – hier sind 2,6 Prozent ohne Job, das ist hamburgweiter Rekord. Nienstedten und Billwerder, Groß-Flottbek, Neuengamme und Wohldorf haben ebenso Arbeitslosenquoten von unter drei Prozent.

Die Herren der Zahlen haben damit auch belegt, dass es keinen automatischen Zusammenhang zwischen Ausländeranteil und Arbeitslosigkeit gibt. In Billbrook beträgt der Ausländeranteil beeindruckende 74 Prozent – im Arbeitslosenranking taucht Billbrook dagegen unter den schlechtesten 20 Stadtteilen nicht auf. Und St. Georg – beim Ausländeranteil mit 37,4 Prozent auf Rang vier – liegt in Sachen Arbeitslosigkeit auf Platz 16, in puncto Sozialhilfe gar nicht unter den Top 20.

Trotzdem kann man natürlich die Augen nicht davor zumachen, dass auch statistisch die Viertel mit hoher ausländischer Bevölkerung zu den sozial schwächsten Hamburger Stadtteilen zählen. Neben Billbrook ist der Ausländeranteil in Veddel (59,8 %) und Hammerbrook (47,3%) am höchsten. Die wenigsten Ausländer gibt es in den Vier- und Marschlanden: Altengamme hat einen Wert von 1,2 Prozent aufzuweisen, Kirchwerder 1,7 Prozent und Neuengamme 2,1.

Die Zahlen werden einmal im Jahr aktualisiert, für Dieter Buch vom Landesamt ein ausreichender Zeitraum: „Soziale Verhältnisse ändern sich nicht ruckartig: St. Pauli wird nicht über Nacht zum Nobelviertel.“

Zwar nicht über Nacht, aber stetig geht es mit der Bevölkerungszahl nach oben. 20.000 Neu-Hamburger sind in den vergangenen vier Jahren hinzugekommen – und das gilt vor allem für die wachsenden Stadtteile Rahlstedt und Allermöhe. Traditionell dicht besiedelte Viertel in der Stadt wie Eimsbüttel und St. Georg verlieren dagegen kontinuierlich an Bevölkerung: Unterm Strich hat Hamburg jetzt 1,712 Millionen Einwohner.

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