: Wie es zur Bionade kam
Im Jahr 1995 kommt die Bionade auf den Markt. Jahrelang hat der unterfränkische Braumeister Dieter Leipold daran herumgetüftelt und sich schließlich zwei Patente gesichert. Sechs großen Brauereien bietet Familie Leipold die Lizenz zur Herstellung von Bionade an und erntet nur ein müdes Lächeln. Einige Händler erkennen die Innovation, bleiben aber auf den Kisten sitzen: Niemand kennt die Marke, keiner weiß, was in den Flaschen steckt. Doch für Werbung ist kein Geld da. Die Banken sitzen dem Familienbetrieb im Nacken.
Doch die Leipolds geben den Kampf nicht auf, auch nicht den mit den Bürokraten. Die Beamten können sich nicht einig werden, was auf dem Etikett des neuen Getränks stehen sollte. Sieben Neu-Etikettierungen braucht es bis zum Ergebnis „Biologisches Erfrischungsgetränk“.
1997 wendet sich das Blatt, die Bestellungen aus Hamburg nehmen schlagartig zu, ohne dass die Bionade-Familie weiß warum. Eine Lieferung nach Ungarn landet nach geplatztem Auftrag versehentlich in den Händen der Hamburger Werbeszene. Hamburgs größter Getränkehändler Göttsche wittert das Potenzial der Brause und beliefert die Kneipen – der Szene-Drink aus der Bierflasche ist geboren.
Die Drogeriekette Budnikowsky nimmt das Getränk ins Programm. Es wird beim Lebensmittelhändler Rewe gelistet. Heute kann man die Kult-Bio-Limo fast überall kaufen.
Von zwei Millionen verkauften Flaschen im Jahr 2003 ist die Produktion auf mehr als 200 Millionen gestiegen. In Stoßzeiten reicht das Lager der Firma für zirka eine Stunde, dann ist es auch schon wieder leer.
Selten gelingt ein solcher Coup ohne den Einsatz von Werbemillionen, noch seltener, wenn es sich nicht um einen der Global Player handelt. Und auch die fragen an, ob Bionade zu verkaufen sei – ohne Erfolg. Da sind die Manager bei Coca Cola baff. Bionade-Geschäftsführer Peter Kowalsky weiß schon früh, was sein Unternehmen wert ist.
Das Timing der Bionade ist perfekt. Sie trifft auf ein neues Lebensgefühl: Wer Bionade trinkt, demonstriert eine Haltung. Die Limo steht für eine heile Welt, hat Sympathisanten statt Kunden. Ihr berühmter Werbeslogan kommt nicht von ungefähr: „Das offizielle Getränk einer besseren Welt.“ COST
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen