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Kommentar: Aidskranke in NRWIgnoriert und Infiziert

16 Millionen Ignoranten. 16 Millionen Menschen in Nordrhein-Westfalen kennen das tödliche Aidsvirus, aber jedes Jahr infizieren sich jedes Jahr 400 bis 500 Menschen. Nur die wenigsten von ihnen sind drogenabhängig, zu neunzig Prozent stecken sich gesunde Menschen beim ungeschützten Sex an. Gesundheitsministerin Fischer will trotzdem nichts am Präventionssystem ändern. Auch das ist ignorant. Offensichtlich fruchten die Kondom-Missionen an Schulen nicht wie erhofft, können die Beratungsstellen nur zu wenige Menschen erreichen.

Aber was hilft schon gegen Sorglosigkeit? Abschreckende Krankenbilder in U-Bahn-Stationen, abgemagerte Infizierte auf Plakatwänden? Diese Idee ist schon auf Zigarettenpackungen gescheitert, die Todesdrohungen haben noch niemandem vom Glimmstengel abgehalten. Offensichtlich kennen die BürgerInnen die Gefahr von Nikotin und Aids, haben aber keine Lust, sie zu vermeiden.

Vielleicht könnte Nordrhein-Westfalen einen bundesweit einmaligen Schritt gehen: Kostenlos Kondome auf Parties und in Nachtclubs verteilen. Automaten mit den Gummis an Schulen und in Jugendherbergen aufstellen. Ob das hilft?

Auch das wird wieder nicht alle Menschen erreichen. Vielleicht ist es mit den Aidskranken so wie mit RaucherInnen, Dicken, unfreiwillig Schwangeren und Drogenabhängigen: Es wird sie immer geben, sie gehören zur Gesellschaft. Es kommt darauf an, ihnen dann jede mögliche Hilfe zuzugestehen.

ANNIKA JOERES

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