piwik no script img

heute in bremen„Ziegen sind Heckenscheren“

Der Beirat Woltmerhausen informiert sich über Beweidungsprojekt

taz: Herr Abendroth, Sie lassen seit zweieinhalb Jahren die Weserinsel Lankenauer Steert von Ziegen beweiden – die Tiere kommen ganzjährig allein zurecht?

Michael Abendroth, BUND Bremen: Ja, wir haben gezeigt, dass eine ganzjährige Beweidung auch in unserem Klima möglich ist. Die Ziegen versorgen sich weitgehend selbst.

Und was haben Ziegen zum Beispiel Schafen in der Landschaftspflege voraus?

Beide werden ja auch zusammen eingesetzt. Dabei sind Schafe die Rasenmäher und Ziegen die Heckenscheren. Haben Ziegen die Wahl, gehen sie an Gehölze, Blätter, Zweigen und Knospen, und sie schälen Bäume – der Albtraum eines jeden Försters.

Warum ist das auf der Weserinsel erwünscht?

Wir haben dort Sandflächen, wie sie früher für die Weser typisch waren, aber mit dem Ausbau zur Schifffahrtsstraße verschwunden sind. Die Ziegen halten sie von Bewuchs frei und sichern so den Lebensraum von spezialisierten Pflanzen- und Tierarten.

Was sind die Ergebnisse des Modellversuchs?

Die Botaniker sind weitestgehend zufrieden. Leider ist der Bestand an Sandspezialisten, also Laufkäfer und Heuschrecken, durch die Beweidung zurückgegangen. Durch ein Fuchs-Problem, das es auf der Insel gab, gab es dort anfangs kaum Bodenbrüter. Die Austernfischer, die jetzt auf der Insel brüten, haben sich von den Ziegen nicht vertreiben lassen. Das zeigt: Bodenbrüter und Beweidung funktionieren zusammen. Für die Zukunft vermuten wir, dass die Insel einen Ersatzlebensraum für Möwen bieten wird, die durch die Bautätigkeiten im Überseehafen von ihren Brutplätzen vertrieben werden. INTERVIEW: DIW

Beiratssitzung Woltmershausen, 19.30 Uhr, Kulturhaus Pusdorf

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen