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Saddam Hussein im Visier der USA

Mit Hochdruck fahndet das amerikanische Militär nach dem gestürzten irakischen Diktator. Wiederholt soll er schon fast geschnappt worden sein. Nach Angaben eines Sprechers gehen täglich mehr Informationen über seinen Verbleib ein

aus Bagdad INGA ROGG

Nur um Haaresbreite soll der gestürzte Diktator dem US-amerikanischen Militär in den vergangenen Tagen entkommen sein. Bei einer Razzia in Saddams Heimatstadt Tikrit nahmen Soldaten am frühen Dienstagmorgen drei Personen fest, darunter einen seiner langjährigen Leibwächter. Über seine Identität machte das US-Militär in Bagdad keine Angaben. Es soll sich um einen engen Vertrauten von Saddams Halbbruder Watban Ibrahim handeln, der im April in Mossul festgenommen worden war.

Seit der Tötung von Saddams Söhnen Udai und Kusai vergangene Woche in Mossul haben US-Einheiten die Suche nach dem Despoten in der Region um Tikrit intensiviert. Dabei sei ihnen am Sonntag Saddam nur um wenige Stunden entkommen, sagte US-Kommandeur Generalleutnant Steve Russel.

Ebenfalls am Sonntag stürmten Soldaten ein Haus im Bagdader Nobelviertel Mansur. Da an der Razzia auch Mitglieder der auf die Suche nach Saddam spezialisierten Task Force 20 beteiligt waren, nährte das in Bagdad den Spekulationen, Saddam könnte sich hier versteckt gehalten haben. Das Anwesen gehört einem Stammeschef mit guten Kontakten zur Saddam-Familie. Allerdings habe er Saddam seit einem Jahr nicht mehr gesehen, sagte er später gegenüber Reportern. Bei dem Sturm auf die Villa waren fünf irakische Zivilisten getötet worden, die nach US-Angaben eine Straßensperre ignorierten. Das ist auch ein Hinweis darauf, unter welchem Druck die Soldaten stehen.

Bereits vergangene Woche soll der frühere Herrscher dem US-Militär nur knapp in Mossul entkommen sein. Augenzeugen des Feuergefechts mit den Saddam-Söhnen hatten berichtet, dass wenige Stunden zuvor ein Taxi mit zwei vermummten Personen davongefahren sei. Auch in Kreisen der ehemaligen Opposition hieß es, Saddam habe sich in Mossul aufgehalten. Einen Tag danach durchsuchten Einheiten der 101. Infanteriedivision ein weiteres Anwesen in der nordirakischen Stadt.

Auf die Spur des Bruderpaars hatte das US-Militär nach Berichten von Nachbarn und Parteivertretern der Hausbesitzer, Nawaf al-Zeidan, gebracht. Ihm wären damit die jeweils 15 Millionen US-Dollar Kopfgeld sicher, die auf die beiden ausgesetzt waren. Auf die Wirkung des Geldanreizes hofft man jetzt beim US-Militär bei der Suche nach der Nummer eins auf der Fahndungsliste. 25 Millionen Dollar sind auf Saddam ausgesetzt. „Wir erhalten täglich mehr Informationen, die uns auf seine Spur führen“, sagte ein Militärsprecher in Bagdad. „Es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis wir ihn kriegen.“

Mosul, Tikrit, Bagdad – sollten die Angaben stimmen, dann würde der alternde Diktator eine enorme Reisetätigkeit an den Tag legen. In Kreisen seiner Gegner will man das freilich nicht ausschließen. Saddam habe auch schon früher eher das Leben eines Guerillakämpfers geführt als das eines Staatspräsidenten, indem er selten mehr als einmal am selben Ort übernachtete.

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